Die Frau im Nebel

Wirklich die Frau im Nebel?

Oder geht es um anderes, vielleicht viel mehr um einen Mann im Nebel, um Jang Hae-joon (Park Hae-il), einen zivilen Kriminalbeamten?

Dieser sieht anfangs verdammt gut, hübsch, jung, unverbraucht aus, ein unbeschriebenes Blatt. Aber der Nebel, oder die Frau dahinter, wird das gründlich ändern, in diesem Film von Park Chan-wook (Die Taschendiebin), der mit Jeong Seo-Kyeon auch das Drehbuch geschrieben hat über den Wahnsinn der Liebe, die dem Mann den Schlaf raubt und ihn abstürzen lässt.

Ein Film, der fasziniert ist von Bildern, die sich im Kopf eines Mannes auftürmen allein durch eine erst mal rein berufliche Befassung mit einer Frau. Diese Frau, das ist Song Seo-rae (Tang Wei). Ein Mann stürzt von einem Felsen und liegt tot am Boden. Da nicht klar ist, ob es sich um Selbst- oder Fremdverschulden handelt, ermittelt die Kriminalpolizei.

Dass Park Chan-wook nicht nur den psychogrübelnden Film machen will, zeigt er in der amüsanten Rechercheszene am Felsen. Slapstickhaft sind Jang Hae-joon und sein Kollege aneinander geschnürt und ziehen sich mit Hilfe eines mitgeführten Motors am Seil hoch.

Die Frau gerät in den Fokus der Ermittlungen, denn beim Toten sind unter den Fingernägeln Hautproben eines anderen Menschen gefunden worden, sie stammen von der Frau des Verstorbenen. Ihr Bild wird im Kopf von Soo Wan immer mehr Platz einnehmen, je mehr er sie observieren muss – oder will.

Ein entscheidendes Mittel bei der Verführung des Zuschauers in die Welt von Jang Hae-joon hinein spielen Handys, Text- und Bildnachrichten; die fächern schwierige Beziehungen auf, stellen sie auch wieder in Frage.

Einen Hinweis auf die Interpretation des Titels als Nebel im Kopf des Mannes gibt die Eigenschaft von Jang Hae-joon, dass er immer wieder, und das zeigt der Film mehr als deutlich, Augentropfen in die Augen träufeln muss. Er dürfte also definitiv ein Wahrnehmungsproblem haben.

Meisterhaft flicht Park Chan-wook die verschiedenen Zeit- und Wahrnehmungsebenen ineinander und auch das Schildkrötenmotiv, wie immer man es interpretieren mag, findet noch Platz.

Ein würdiger kinematographischer Enkel von Kim-Ki Young, der hatte einen Film gemacht: Frau in Flammen.

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