Was ist modern?
Der französische Lebensstil oder der koreanische?
Diese Frage ist auf einen simplen Nenner runtergebrochen.
Freddie (Park Ji-Min) ist biologisch Koreanerin, sozialisiert aber als Französin, als Adoptivkind von, wie es scheint, echt biederen französischen Eltern. Überraschend und gegen die Absprache mit ihren Adoptiveltern unternimmt sie eine Reise nach Korea.
Eigentlich wollte Freddie nach Japan, da gab es kurzfristige Flugausfälle und Freddie hat nur zwei Wochen Zeit. Im Hostel freundet sie sich gleich mit Teena (Guka Han) und Donywan (Son Seung-Beom) an. Beim Ausgehen zeigt sie denen, wie in einer Kneipe angebandelt wird. Hier scheint der französische Lebensstil der lustigere, der modernere zu sein.
Der Film ist ein zweistündiger Zweiteiler. Der erste Teil handelt von diesem Spontanbesuch, der zur Folge hat, dass Freddie sich an die Adoptionsbehörde wendet, dem Hammond, und von denen Telegramme an ihre leiblichen Eltern schicken lässt. Mutter meldet sich nicht. Zur Begegnung mit dem Vater und seiner Familie kommt es in im Provinzstädtchen Gunsan. Freddie wird als Familienmitglied aufgenommen. Aber das ist nicht ihr Leben. Vater fängt an, sie richtiggehend zu stalken.
In der Mitte macht der Film einen Sprung von zwei Jahren. Freddie ist offenbar in Korea geblieben, ist eine moderne Frau, hat Tinder-Begegnungen. Mit André (Louis-Do de Lencquesaing), dem Waffenhändler, scheint sie weiter zugange, auch nach einem 5 Jahressprung; Maxime (Yoann Zimmer) tritt als neue Figur auf. Der Kontakt zum biologischen Vater (Oh Kwang-rok) ist da. Freddie ist eine moderne Frau, kein Fleisch, kein Alkohol. Sie ist inzwischen Raketenverkäuferin.
Der Film gibt sich selber modern, mit abrupten Brüchen, einer gewissen Sprunghaftigkeit der Erzählung, dem Einführen neuer Figuren, ok, Covid tut seines mit dem plötzlichen Erscheinen von Masken, andererseits ist er ein ganz normaler Themenfilm, der Details einer Adoption, vor allem aber das Prozedere fachlich präsentiert, wenn ein Adoptivkind seine biologischen Eltern kennenlernen möchte; es ist ein etwas intellektualistischer Zugriff aufs Thema.
Dieser Film von Davy Chou sei frei nach dem Leben von Laure Badufle.