Midwives

Hla und Nyo Nyo

sind die beiden starken Persönlichkeiten von Protagonistinnen in diesem seltenen Expemplar eines Dokumentarfilmes aus Myanmar, der es bis zu uns ins Kinos schafft. Sie leben im Rakhaing-Staat in Myanmar. Hier lebten für Zeiten Buddhisten und Muslime friedlich zusammen, bis 2016 ethnische Säuberungen begannen, die Muslime verfolgt und vertrieben wurden, ihre Häuser gebrandschatzt.

Noch lebt eine muslimische Rohingya-Minderheit dort. Sie sind stark eingeschränkt in ihren Freiheitsrechten, in ihrer Bewegungsfreiheit. In diesem Gebiet betreibt Hla eine Klinik, weil die Muslime woanders nicht mehr behandelt werden. Hla ist Buddhistin, eine erfahrene Hebamme und Krankenbehandlerin. Im Laufe des Filmes wird es ihr verboten werden, Muslime zu behandeln, so steht ihre Klinik leer. Was heißt hier Klinik, das ist ein einfaches Haus mit mehreren Holzgestellen als Betten.

Nyo Nyo ist Muslima und eine Schülerin von Hla. Die Beruteilung durch die Meisterin fällt nicht gerade hervorragend aus, sie sei zu faul und zu sehr aufs Geld aus, das zeige ihre Kette am Hals. Aber sie ist eine Träumerin. Sie will nach Rangun, ihr Leben hier, wo die Frauen alles machen und die Männer sich bedienen lassen, gefällt ihr nicht. Sie hat einen Mann und zwei Buben. Ihr Mann soll eine andere Frau suchen meint sie.

Doch bevor Nyo Nyo den Traum des Abhauens wahrmachen kann, wird sie schwanger, bekommt endlich ein Mädchen. Auch ihren Traum von der eigenen Klinik wird sie realisieren, auch das ein ganz einfacher Bau. Sie ist die Frau, die mehr Geschäfts-, denn Medizinsinn hat; sie ist Mitglied in einer Spar- und Kreditgruppe muslimischer Frauen; aber sie setzt eine Spritze in den Unterbauch auch mal durch ein Kleidungsstück hindurch. Hier sieht man auch Männer Hand anlegen bei der Errichtung des Hauses.

Die Dokumentaristin Snow Hnin Ei Hlaing stammt selbst aus der Gegend und hat somit einen intimen Zugang zu ihren Protagonistinnen. Sie zeigt Myanmar als ein landschaftlich-kinematographisch verführerisches Gebiet. Die Menschen leben in einfachsten Verähltnissen. Es passiert ein Krieg um die Dörfer herum zwischen zwei Armeen, derjenigen von Myanmar und derjenigen vom Rakhaing-Staat. Zu verstehen ist das aus dieser Perspektive nicht, wie es wahrscheinlich überhaupt nicht zu verstehen ist, auch nicht, warum die Rohingyas plötzlich diskriminiert und vertrieben wurden; es lebt immer noch um eine Million von ihnen außerhalb ihres Heimatlandes als Geflüchtete.

Es kommt der Begriff der „Kinder der verzweifelten Zeit“ vor, der Kinder bezeichnet, die bei der Flucht der Muslime mitten auf den Reisfeldern geboren wurden. Auch werden die Muslime von ihren Verfolgern nicht Muslime, sondern Kalar, das heißt: Farbige, genannt. Sie sollen plötzlich Arkanesisch sprechen.

In den Film hineingeschnitten ist News-Footage über die politischen Entwicklungen, den Militärputsch von 2021, über Demonstrationen und Flucht, teils auch von privaten Quellen. Die Dokumentaristin agiert auf Augenhöhe mit ihren Protagonistinnen, einmal ist sie auch zu hören, wie die Mutter von Hla sie nach ihrem Namen fragt.

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