Kunstvolles Dreierlei
Joanna Kaczmarek, die mit Eunjung Koo und Youngkyung Yoon auch das Drehbuch geschrieben hat, verbindet in ihrem Dokumentarfilm die Kurzporträts der Pianisten Leszek Mozdzer, Fares Marek Basmadji und Won Jae-Yeon, musikphilosophische Gedanken speziell anhand von Chopin und welpolitisch brisanten Bruchstellen zu einem geistangregenden Triptychon.
Den syrischen Pianisten Fares Marek Basmadji verbindet mit Chopin die gemischte Herkunft, seine Mutter ist Polin, sein Vater Syrer. Der südkoreanische Pianist won Jae-Yeon lebt direkt am Grenzzaun zu Nordkorea. Ihm ist die brutale Spaltung des Landes ständig bewusst und er fragt sich, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn er in Nordkorea aufgewachsen wäre. Der polnische Pianist Leszek Modzzer verbindet Musik- mit Naturphilosophie.
Alle drei Künstler weiten ihren Horizont über das klassische Musikgeschäft hinaus. Sie glauben an die transformative Kraft der Musik, besonders bei Chopin, daran, dass Musik die gemeinsame Seele verschiedener Menschen ansprechen kann, dass Musik Resonanz erzeugt, den Menschen so in seinem naturhaften Zusammenhang anspricht; natürlich auch im Antikriegssinne, wenn das so wörtlich auch nicht ausgesprochen wird.
Chopin sei vom menschlichen Körper ausgegangen: und manche politischen Verwerfungen sind auf Trennung der menschlichen Körper aus. Deshalb wird der syrische Pianist, der nach England geflohen ist, vor Flüchtlingen in Beiruth auf der Straße spielen; er konfrontiert sich mit der Aussichtslosigkeit der Kinder in den Lagern, was Bildung und eine schöne Zukunft verspricht; schätzt sich glücklich, dass er so eine Ausbildung haben konnte. Der südkoreanische Pianist will sich nicht defätistisch mit der Trennung Koreas abfinden: er organisiert einen Auftritt auf einer nicht benutzten Grenzbrücke. Dem polnischen Pianisten gehen die Gräuel der Nazis nicht aus dem Kopf: in Auschwitz will er positive Resonanz erzeugen. Es ist die Hoffnung, dass Musik, die im Dunklen gespielt wird, etwas auslösen kann oder auch, dass sie einen psychotherapeutischen Effekt habe.