Karlsplatz (BR, Donnerstag, 19. Januar 2023, 22.00 Uhr)

Rosi Mittermeier ist gestorben. In der Studiokulisse dieser Fernsehsendung ist eine Werbung für Rosi Mittermeier und Christian Neureuther, die PR-Profis, integriert und eine ebensolche für Hansi Hinterseer. Zu dem Zeitpunkt, an welchem stefe die Sendung in der BR-Presslounge sehen konnte hatte Rosi Mittermeier noch gelebt. Normalerweise hätte stefe dieses Productplacement bemängelt. Jetzt aber ist er gespannt darauf, wie der BR damit umgeht; ob er im Nachhinein eine schwarze Trauerschlaufe unter die Werbetafel per Computeranimation hineinzeichnet? Oder ob er die Namen rausretuschiert hat? Oder ob das gar keinem aufgefallen ist und erst die Zuschauer sich melden werden?

So ein Fernsehformat ist von Anfang als PR-Veranstaltung für die Teilnehmer, alles sogenannte ‚Namen‘ in der TV-Branche, geplant. Einer der Gäste lässt einblenden, dass er gerade auf Tour ist. Und die zwei anderen Gäste sind auch auf ihre bekannten Namen angewiesen, ebenso die Moderatorin.

Das ist ärgerlich für den Zwangsgebührenzahler. Immerhin kann er hier ablesen, wer wieder alles an den Töpfen der Zwangsgebührengelder nascht, ohne akzeptablen Gegenwert zu liefern (dazu weiter unten), es sind dies die Autoren Jaqueline Floßmann, Christian Lex, Christoph Wind, Dominik Bauer, Teresa Reichl, ferner eine Firma Superfilm.

Für die ungeschickte Studioregie steht ein Julian Weber. Aber das ist auch schwierig in einer Sendung, in der die Protagonisten ständig aufstehen und zum Sportplatz rübergehen, Liegestütze machen und dann wieder zurückgehen müssen und dann wieder eine Art Brille aufsetzen und dann wieder eine Art Sportjacke drüberziehen und dann wieder same procedure aufstehen und rübergehen, Liegestütze, aufstehen und zurückgehen: ein Kuddelmuddel nicht gerade fernsehergiebig; es bräuchte Regiepfiff, daraus etwas zu machen.

Dafür, dass Zwangsgebührengelder so wenig ertragreich eingesetzt werden, oder eben vor allem für persönliche PR, stehen die Redakteure Lorenz Urban, Anja Lenhart, Nikola Rudolf unter Leitung von Pamela Wershofen.

Die Sendung behauptet, ein Treffpunkt für Talk und Tumult zu sein; nein, sie ist lediglich ein PR-Vehikel für die von der Redaktion Begünstigten, die Eingeladenen – und sogar für Nicht-Eingeladene, siehe den ersten Absatz oben. Sowieso kommt beides nicht so richtig vor, weder Tumult noch Talk, Tumult wär ja geil, aber nur Durcheinander reicht dafür nicht aus und Talk wäre auch nicht schlecht, wenn denn ein Thema vertieft und vielseitig beleuchtet würde; nirgendwo steht geschrieben, dass Talk nur dämlicher Smalltalk sein soll.

Die Redebeiträge sind dank verschiedener Autoren und verschiedener Protagonisten von höchst unterschiedlichem Niveau. Wobei die Herren unter den Protagonisten mit ihrer Humorlosigkeit und mangelnden Wortgewandtheit den plauderbegabten Damen weit hinterherhinken. Mit Liegestützen ist dieses Defizit nicht wettzumachen.

Wozu die Musik im Hintergrund engagiert ist, dürften sich beim Anschauen selbst die Redakteure gefragt haben, da könnte man auch eine billige Konserve einspielen, ohne dass das unreife Format Schaden litte und aus welchem Ladenhüter-Fundus, die ihr Publikum requiriert haben, ist eine weitere offene Frage.

Das Thematische, nämlich Sport, Kinder, Sportförderung bleibt fragmentarisch, bringt nicht eine geistige Anregung zum Thema hervor. Was immer funktioniert, sogar hier mühsam, sind Gesellschafts- und Ratespiele, die schlingern hier am Rand der Peinlichkeit.

Am Charmantesten sind noch die Erzählungen der Kabarettistin Martina Schwarzmann über den Fußball in ihrer Jugendzeit. So etwas könnte man als Anknüpfung für eine Sendung einsetzen. Aber nichts davon, der Anstoß verpufft im allzu Beliebigen des Geschwätzes.

Wenn die Akteure wenigstens das Lied am Schluss sorgfältig eingeübt und performed hätten, so hätten sie etwas gutmachen können, denn wir wissen, der letzte Eindruck kann der prägende sein (siehe Babylon). Haben sie aber nicht, haben, so scheint es, wohl nicht mal schludrig eine Probe gemacht. Da sollten die sich mal anschauen, wie Profis das machen in Amsterdam wenn die Englisch sprechenden Weltstars als Trio ein französisches Lied singen. Da fällt einem nur noch das Wort Größenwahn und Arroganz im deutschen TV ein. Denn Geld haben die Beteiligten trotzdem ohne Abstrich genommen für den schwachen Auftritt.

Ein Gedanke zu „Karlsplatz (BR, Donnerstag, 19. Januar 2023, 22.00 Uhr)“

  1. Die Sendung war einfach unterirdisch. Sofort wieder absetzen. Die Vorschau auf nächste Woche ließ schon vermuten dass dieses erbärmliche Kasperltheater genau so weitergeht. Würde mich echt interessieren, wer über diese Sendung lachen kann.

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