Der Räuber Hotzenplotz

Eine Wonne ist es,

Schauspielgrößen wie Nicholas Ofczarek oder August Diehl zuzuschauen, wie sie im bekannten Preußler-Stück den Räuber Hotzenplotz oder den Zauberer Petrosilius Zwackelmann spielen, indem sie Schauspielermittel einsetzen, die am Burgtheater oder an der Schausbühne so eher nicht gefragt sein dürften; das ist schon mal ein ganz besonderes Vergnügen für sich.

Gleich zu beginn dieser Hotzenplotz-Verfilmung von Michael Krummenacher nach dem Drehbuch von Matthias Pacht nach Otfried Preußler gewinnt einen die wunderbare Heidi Kriegskotte als Oma, entzückend, entzückend, das Anwesen, das Gärtchen, die heile Idylle, wie sie auf dem Gartenbänkchen Kaffee mahlt mit einer Kaffeemaschine, die gleichzeitig eine wunderbare Melodie abspielt.

Auch Kasperl (HansMarquardt) und Seppel (Benedikt Jenke) sind gelungene Kinderbesetzungen, der eine schlau, der andere etwas weniger. Oder Olli Dittrich als der nicht allzu helle und irgendwie treuherzige Oberwachtmeister Dimpfelmoser mit seinem Unterwachtmeister Sauerbier (Maximilan Gehrlinger).

Die Darsteller und ihr Spaß daran, just dieses bewährte Kinderstück zu spielen, sind eines der großen Pfunde des Filmes. Das andere sind Ausstattung, Kostüme, Maske; die Räuberhöhle oder der Turm des Zauberers; die künstlichen Zähne der Bösewichte, die auch ihrer Sprache zu einem eigenen Klang verhelfen.

Die Geschichte geht aus vom Diebstahl der Kaffeemühle durch den Räuber Hotzenplotz. Der muss also gefasst werden. Die Schlauheit der beiden Buben ist gefordert. Der helle Kasperl hat die Idee mit der Kiste, auf der erst geschrieben steht „Vorsicht Gold“ und dann nach einer Überlegung „Vorsicht kein Gold“; der Plan funktioniert, aber nicht reibungslos, sie gelangen in die Fänge des Räubers.

Hotzenplotz wiederum versucht, seine Kaffemühle beim Zauberer gegen ein bestimmtes Pulver einzutauschen. Aber der Zauberer hat genügend Kaffeemühlen, die Musik machen. Was er bräuchte, wäre ein dummer Mensch, der ihm die Kartoffeln schält. Nach Mützentausch gerät so der clevere Kasperl als dummer Seppel ins Zauberschloss.

Inzwischen ist das Verschwinden der Buben aufgefallen, Dimpfelmoser geht mit Fahrrad auf Fahndung. Eilig hat er es nicht; er gönnt sich ein erfrischendes Bad in einem Waldsee. Das nutzt Hotzenplotz, der das beobachtet, und verschwindet mit Polizeiuniform und Fahrrad. Da steht der Polizist da, nackt und bloß und muss sich was einfallen lassen.

Das ist alles wunderbar und gut nachvollziehbar erzählt; der Film nutzt die Möglichkeiten des Kinos für Zaubertricks, Verwandlungen und Drohnenflüge.

Es gibt allerdings einen Einwand. Der Film ist eindreiviertel Stunden lang. Das ist zu lang für einen Kinderfilm! Die Produzenten scheinen einen Satz, der primär Drehbuchschreibern eingebläut wird, nicht berücksichtigt zu haben: Kill your Darlings. Die erwähnten Figuren und die Ausstattung und die Kostüme wie die Masken dürften von den Filmemachern berechtigterweise als Darlinge angesehen worden sein. Dadurch wirkt es momentweise so, als wolle der Film diese als seinen ganzen Stolz präsentieren und vergisst dabei, dass die Kinder primär wegen der Handlung, wegen der Aktion ins Kino gehen und nicht um Schauspielkunst zu bewundern, Ausstattungskunst, Maskenkunst.

Der Film könnte in diesem Sinne etwas mehr Leichtigkeit und Fluss ertragen. Ihn um eine Viertelstunde zu kürzen würde ihm nicht schaden, ganz im Gegenteil. Geht sparsamer um mit Euren Darlings, gebt der Story den Vorrang, dem Erzählfluss!

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