Die Kunst der Doublage des Lebens,
ist hochgeschätzt beim Produzenten des Filmes, bei Ulrich Seidl. Um diese Verdoppelung, diese Glauwürdigkeit zu erzielen setzt Regisseurin Kurdwin Ayub, die auch das Drehbuch geschrieben hat, alle Mittel ein. Sie infiltriert sich gewissermaßen in das Leben einer kurdischen Familie in Wien, Vater, Mutter, Sohn, Tochter; auf engstem Raum findet das Familienleben statt.
Die Tochter, die älter ist als der Bruder, trägt Kopftuch, konsequent, auch zu Hause. Sie hat Freundinnen, Schulkameradinnen. Sie albern rum, hängen rum. Sie nehmen ein Video auf. Das geht viral. Vater sieht es, ist begeistert. Mutter sieht es, ist entsetzt.
Das hört sich jetzt so nach ordentlicher Geschichte an.
Kurdwin Ayub lässt sich ganz hinein in den Flow des Lebens dieser Familie, dieser jungen Frauen, Stream of Life, der ein Mix ist aus Reallife und dessen Porträtierung auf Video im Internet. Diese Stellen sind auf der Leinwand ganz schmal, so schmal wie der Screen eines Handys im übertragenen Sinne. Es gibt viele davon.
Es gibt Probleme mit dem jüngeren Bruder. Vater geht gerne auf Hochzeiten, nimmt Frau und Kinder mit. Charakteristisch für die Lebens-Doublage ist auch eine ungezügelte Handkamera, die ständig in Bewegung ist, Angst vor der Ruhe hat. Das Kopftuchthema wird gar nicht erst vertieft. Erst zeigt die Protagonistin, dass sie es immer trägt und für normal hält – kein Wort darüber, dass es eiskalt die Unterordnung der Frau unter die Herrschaft des Mannes bedeutet. Und von einem Tag auf den anderen lässt sie das Kopftuch weg, wie die Eltern in die Heimat reisen. Als ob es bloß ein neckisches Accessoire gewesen wär; bedeutungslos.