Darmtrakt
Wie ein Darmtrakt ist der Schlauch von Veranstaltungssaal vom BR inszeniert, vorne bei der Bühne ist der Eingang, von da treten die Akteure auf und hinten im Saal ist der Ausgang, da gehen sie ab, nachdem sie ihre Witze oder Bewegungsnummern abgesondert haben.
Der BR versucht, mit wenig Licht und Ausstattung viel Glamour in diesem Darmtrakt zu erzeugen. Die Veranstaltung findet zwar nicht in Darmstadt statt, sondern in Amorbach, da geht die Liebe wohl den Bach runter. Einen Toleranzimpetus gibt es, Amorbach behauptet, von Franken, Hessen und Baden-Württemberg umgeben zu sein und mit allen gut auszukommen.
Manche reden fränggisch und da blitzt ab und an kurz etwas Schalk auf, wenn „gelobt“ sei Gott mit dem Wort Galopp vermengt wird. Dialekt ist etwas Gewordenes, Dialektkehlen sind Musik. Aber das Moderatorenpaar, das zu fast jedem Auftritt andere Garderobe trägt, obwohl sie dadurch nicht eleganter erscheinen, das liest seine Texte überwiegend von Karten ab, um jeden Hauch von Spontaneität zu vermeiden; so wirken sie hölzern in einem farblos sterilen TV-Hochdeutsch.
Was im Laufe der elend langen Sendung an Witzen und Witzchen durch den Darmtrakt geschleust wird, kann Gehirnbblähungen verursachen oder nicht; egal, das Publikum bemüht sich, das ist deutlich zu sehen, gute Stimmung zu mimen; aber es sind eben Laien und keine Profis, weswegen die Bemühung sichtbar bleibt.
Dagegen versucht das Moderatorenpaar immer wieder zu behaupten, wie toll doch die Nummern sind, egal wie dünn die Witze oder wie mickrig die Choreographien ausfallen. Allerdings gibt’s ein Highlight für das Auge, der Tänzer des Paartanz-Paares, der springt federleicht.
Eher denkt man bei der Filter(was soll der Begriff im Titel?)-Veranstaltung an Filme wie Entertainment von Rick Alverson mit dem Entertainer, der sich seine Witze buchstäblich aus dem Herzen reißt, wie er behauptet, und damit die ganze Tragik solcher Witzeerzähler auf den spitzen Punkt bringt oder an Rimini, der nicht minder, wenn auch nicht auf der intellektuellen Ebene, das Elend des alternden Schlagersängers besingt.
So ein Darmtrakt will mit vielen und verschiedenen Ingredienzien gefüttert sein, zusammengestellt von einer Menge von Köchen. Dem Witz ergeht es in einer solchen Veranstaltung wie der Frau des einen Witzeerzählers: wie dem Orsch; er werde immer breiter – so viel zum Nivoh.
Kaum zu glauben, es ist keine Maschine, es sind Menschen mit Vor- und Zunamen, die für diese traurige Veranstaltung namentlich Verantwortung als Treuhänder der Zwangsgebührenzahler übernehmen: Für die Buchkonzeption: André Sultan-Sade; als Redakteure stellen sich ihrer Verantwortung ein Norbert Küber und ein Rüdiger Baumann; und sie haben Mitarbeiter engagiert Benjamin Baumann (Family-Business?), Maximilian Albrecht, Marco Anderlik.
Da es sich bei obgenannten Verantwortlichen um Menschen mit Vor- und Zunamen handelt, könnte es rein theoretisch möglich sein, dass es sich um denkende Menschen handelt. Andererseits, wenn man die Veranstaltung, für die sie Verantwortlichkeit vorgeben, anschaut, so entsteht nicht den Eindruck, dass auch nur an einer Stelle ein denkender Mensch Einfluss genommen hat: anders sind die simplen Texte der Moderatoren nicht zu erklären. Dabei böten gerade sie die ungewöhnliche Chance, die Art von Unterhaltung, die teils nur auf ein besoffenes Publikum berechnet scheint, in ein erhellendes Licht zu setzen. Nur hat dummerweise keiner der Menschen mit Vor- und Zunamen daran gedacht. Wobei Denken noch lange keine Spaßbremse sein muss, im Gegenteil, ins richtige Licht gesetzt könnte die Unterhaltung sogar auch für nicht Besoffene genießbar werden.