Überklarheit
Die Klarheit von Sönke Wortmanns Werbeästhetik-Regie sowie dessen wohl kaum vorhandener Dialogregie stellen überdeutlich die Schwächen des Drehbuches von Claudius Pläging heraus.
Der Film ist ein Bastard-Abkömmling vom französischen Film Der Vorname, der vom selben Autor schon ebenfalls als Der Vorname auf Deutsch umgeschrieben wurde.
Im Original entzündet sich an der Wahl des Vornamens Adolf für ein erwartetes Kind der Zoff als ein wahres Feuerwerk an Dynamik von Dialogwitz und Selbstenblößung der Familienmitglieder. Davon ist im bescheidenen epigonalen Werklein nichts mehr geblieben. Der Vorname Adolf wird zwar mehrfach zitiert, aber das geht ins Leere, weil auch gar nicht erst die Erwartung eines gemütlichen Zusammenseins geschürt wird.
Jetzt ruft Dorothee (Iris Berben) ihre Familie zum Haus auf Lanzerote. Es hört sich an, als werde eine kapitale Geschichte passieren. Die wichtige Mitteilung ist die, dass sie ihren Familiennamen von Boettcher auf König ändert. Das ist ein dramaturgischer Rohrkrepierer. Das kann gar nichts in Gang setzen, keine Gefühle in Wallung und keine Argumente zum spritzigen Glänzen bringen – umso weniger als vorher in keiner Weise auf irgend einen Belang des Namens Boettcher hingewiesen worden ist.
Da aber die Produktion fixiert ist auf das Prinzip der Selbstentblößung, der Entlarvung von Lügen in der Familie, wird das wie Dienst nach Vorschrift von den Darstellern absolivert. Jeder spricht seinen gut gelernten Satz und dann den nächsten.
Die Rollen haben kaum Background. Christoph Maria Herbst wird noch mehr auf die Rolle des nörgelnden Pedanten festgelegt, Florian David Fitz versucht an einer Stelle noch den Ertappten zu spielen, den Betroffenen und einzig Justus von Dohnanyi gibt seiner Figur etwas Kreatürliches, Empathieheischendes, er hat ja jetzt gar nichts mehr, nachdem er seinem Musikinstrument entsagt hat und auf dem einsamen Inselhaus Iris Berben ausgliefert ist.
Immerhin folgt ein Satz ziemlich klapp klapp auf den anderen, so enstehen keine akustischen Löcher auf dem dramaturgisch höchst löchrigen Boden. Die Schauspieler werden zu Austauschern von Statements und Beziehungswitzchens. Vielleicht ist auch das der Werbeästhetik geschuldet. Man kann ihnen zusehen, wie sie deutsche Subventionsgelder abschöpfen.
Wenn das Publikum diesen Film links liegen lässt, so kann die Schuld weder auf das Wetter noch auf den Irakkrieg noch auf die Inflation geschoben werden, dann muss wohl von Produzenten- und Filmförderfehlern gesprochen werden, da die Schwäche des Filmes schon im Drehbuch abzulesen gewesen sein muss. Ein seelenloses Produkt.