Vesper Chronicles

Malerisch-romantisch-utopische Dystopie – hochkünstlerisch.

„Das neue, dunkle Zeitalter, eine drohende ökologische Krise. Gentechnik. Eine drohende ökologische Krise sollte durch Gentechnik abgewendet werden. Vergeblich, künstlich hergestellte Viren und Organismen vernichteten alle essbaren Pflanzen und Tiere, sowie die meisten Menschen. Zitadellen. In ‚Zitadellen‘ blühen Oligarchien, alle anderen kämpfen ums Überleben. Saatgut. Um Nahrung anzubauen, braucht die Bevölkerung das Saatgut, mit dem die Zitadellen handeln. Doch das ist so designt, dass es nur eine einzige Ernte liefert.“
So lautet der Text im Anspann.

Vielleicht ist der Film von Kristina Bouzyte und Bruno Samper erweitert in der Tradition von Komm und Sieh zu sehen. Ein junger Mensch, hier eine Frau, das Mädchen Vesper (Raffiella Chapman), lebt recht einsam in einer kaputten Welt, die aussieht wie Orte in der Ukraine, die von den Russen verlassen worden sind.

Orte mit versprengten Menschen und Figuren, kommunikationsarm, mit individuellen Rechtsbegriffen und entsprechenden Übergriffen bis hin zum Versehen der Protagonistin mit einem Brandmal als Eigentumsausweis für Jonas (Eddie Marsan), der so eine Art Dorfvorsteher mit ihm gefügiger Schlägertruppe ist.

Es gibt aber auch Diebstahl von wertvollem Gen-oder Samengut. Es gibt die Zitadelle, die im Film überwiegend als Bericht vorkommt, in der man, obwohl zwar geschützt, nicht glücklich sei. Es gibt das Mädchen Camellia (Rosy Mcewen), die mit einer Drohne mit ihrem Vater abstürzt. Sie weiß aus der Zitadelle zu berichten.

Es entsteht eine Freundschaft zwischen Camellia und Vesper, das führt zu vertraulichen, heimschönen Szenen mit Tierbuchdurchblättern und Ansätzen höfischer Musik. Freundschaft. Es gibt aber auch die Schergen der Zitadelle, Monster wie aus einem Sci-Fi-Film; Verfolgung.

Vespers Begleitroboter ist die mürrische Drohne mit schwächelnder Batterie und dem schönen Mondgesicht, mit fleischlichen Eingeweiden. Über diese Drohne, die sie stets begleitet, kommuniziert Vesper mit ihrem Vater. Der ist bettlägrig, reglos.

Das Bühnenbild liebt romantisch-dystopische Landschaften, Wald, Heide, Wiese, Acker, malerische Ruinen, einsame Gehöfte, Wuselwelten, aber auch Gewächshaus, pittoreske Zerfallswelten. Inneneinrichtungen mit experimentellen Gerätschaften zwischen futuristisch und mittelalterlich. Andererseits sind es Welten synthetischer Biologie. Und dann noch die schrottsammelnden Pilger.

In Zeiten der Energienappheit: Generator zerstört.
Eine Laborkretaur wird coram publico getötet und nachher ausgenommen wie ein Schwein.

Für Vesper sind ihre Erfahrungen in diesem Film einerseits ein Coming-of-Age, andererseits scheinen just dieses nicht stattzufinden.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert