Rex Gildo – Der letzte Tanz

Mit leichter Muse

und nicht mit der schweren eines Ulrich Seidl in Rimini über einen abgehalfterten Schlagersänger lässt Rosa von Praunheim, der mit Nico Woche auch das Drehbuch geschrieben hat, das Leben des Schlagersängers Rex Gildo „frei und nach wahren Begebenheiten“ Revue passieren in einem leicht angerichteten Mix aus Archiv-Footage und Originalaufnahmen, aus Gesprächen mit Stars von damals wie Conny Froboess, Vera Tschechowa, Gitte, Costa Cordalis, Cindy oder mit Gildos Biographin.

Es war die leichte Muse, die in den miefig-piefigen 50er Jahren besonders gefragt war, Schlager mit Texten über Glück und Liebe vorgetragen von hübschen Menschen.

Zwischen Archivfootage und aktuelle Interviews schneidet Rosa von Praunheim theatrales Reenactment, was er als solches offenlegt. Im Theatralen drückt der Regisseur gut auf die Tube.

Für den jungen Rex Gildo hat er einen extrem hübschen und auch begabten jungen Mann gefunden: Kilian Berger. Sein Förderer und Entdecker und Lover und deutlich älter kommt im Archivfootage original vor und im Reenactment hat Rosa von Praunheim ihn mit Ben Becker besetzt, der jetzt nicht unbedingt den Charakteristika „eher distinguiert, Ehrfurcht gebietend“, Jagdflieger soll er gewesen sein, entspricht, der mehr aus der Form geraten ist. Die Charakterisierung dieses Förderers oder auch der drei alten Frauen, die immer noch Fans von Rex Gildo sind und keinesfalls seine Schwulität wahr haben wollen, wirkt in ihrer Übertriebenheit belustigend im Sinne der leichten Muse.

Es tut der leichten Muse keinen Abbruch, so wie Rosa von Praunheim diese Liebes- und Geschäftsgeschichte erzählt. Und ganz nebenbei die Geschichte der Schwulenbewegung nicht nur in der Bundesrepublik, der Kampf für die Abschaffung von Paragraph 175 und kurzer Rückblick auch auf „Nicht der Homosexuelle ist pervers…“ von ihm selber.

Der Zwang, in der heilen Schlagerwelt eine Ehe vorzutäuschen. Dazu gab sich die Cousine her. Die Ménage à Trois in einem bayerischen Dorf, bei der sich offenbar keiner was gedacht hat, schon gar nicht die Haushälterin, oder sie hat es, comme il faut, für sich behalten.

Der zweite Teil des Filmes mit Kai Schumann als Rex Gildo ist der traurige Teil, der Teil des Verlustes von Jugend und Schönheit, das Tingeln in Möbelhäusern, der Verlust des Haltes durch den Tod seines Freundes Fred Miekley, Alkohol- und Tablettenkonsum, Skandale.

Die Schlager, sie dürften wohl bleiben: Speedy Gonzales, Fiesta Mexicana (Hossa!), Marie, der letzte Tanz ist nur für Dich … hunderttausende und Abermillionen Aufrufe bei Youtube und immer wieder hochgeladen.

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