Im Westen Nichts Neues

Krieg aus der Sicht des Kanonenfutters

Bei aller Abneigung gegen Kriegsfilme und gegen Streamingdienste, das haben die ganz gut hingekriegt mit dieser Verfilmung nach Erich Maria Remarque. Drehbuch: Lesley Paterson, Ian Stokell und Eward Berger, der auch die Regie besorgt hat (Jack), auch mit einer guten Schauspielerauswahl.

Der Krieg kommt nicht gut weg und der Film lässt einem dank einer klugen Entscheidung für eine wohldosierte Mischung aus Ruhe und Schlachtfeldgeschehen Zeit genug, darüber nachzudenken, darüber, was gerade in der Ukraine passiert, wo der Begriff Kanonenfutter traurige Aktualität gewinnt.

Der Entscheid war wohl auch der, den Protagonisten nicht gleich einzuführen, erst mal quasidokumentarisch generelles Kriegsgeschehen auf die Leinwand zu collagieren, von Kämpfen über die Versorgung Verwundeter, die Entsorgung der Toten, bis zur Wiederverwertung der Klamotten.

Allerdings wirkt die Kriegsbegeisterung der jungen Männer in einer deutschen Kleinstadt aufgesetzt, als diese erst im dritten Kriegsjahr eingezogen werden. Und sie wirkt auch insofern inszeniert, als darauf verzichtet wird, die Motivation beispielsweise des Protagonisten Paul (Feli Kammerer) deutlich zu machen. Es ist ein Gruppengefühl und der Protagonist ist einer aus der Gruppe, wird auch gar nicht besonders hervorgehoben.

Genau das dürfte es aber sein, was den Film so erträglich macht, vermutlich durchaus im Sinne von Remarque, dass der Protagonist eher peripher oder ephemer eingesetzt wird, so die Falle der Heldentumsgeschichte elegant umgehend.

Dann gibt’s wieder Landschaft, Nebel, leeres Kriegsfeld, ein Gehöft, zwei Soldaten, die versuchen ein Federvieh zu stehlen. Und dann gibt’s natürlich, weil die dominierten in diesem furchtbaren ersten Weltkrieg, die Kanonenfuttergeschichten, Kampf Mann gegen Mann, ganz deutlich die Aktion, die Hälfte der metallenen Erkennungsmarke eines jeden Soldaten abzubrechen und einzusammeln für die spätere Statistik der Militärbürokratie.

Vielleicht ist das gerade das für einen Kriegsfilm Wohltuende, dass nicht der große Bogen einer Geschichte gesucht wird, dass das Drehbuch unverhoffte Sprünge macht, dass der Film mehr eine Aneinanderreihung signifikanter Situationen und Impressionen ist, in denen immer wieder der Protagonist auftaucht, sie aber nicht dominiert.

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