Der Schiffsnagel
Schiffsnägel aus Holz ergeben einen weithin hörbaren Klang, wenn sie in die hohle Hand genommen und angeschlagen werden.
Diese Schiffsnägel wurden in Havanna für Schiffsreparaturen verwendet. Sie entwickelten sich zu Musikinstrumenten im Sinne des Rhythmus. Der wieder unterscheidet die kubanische Musik grundlegend von der europäischen. In Kuba entstand diese typisch kubanische Musik, die inzwischen vielerorts Kult ist: aus dem Zusammentreffen europäischer und afrikanischer Elemente.
Spätestens zum westlichen Kult geworden ist diese Musik durch den Buena Vista Social Club, auch den Film von Wim Wenders. Auf diesen bezieht sich die vorliegende Dokumentation von Kurt Hartel und will zu verstehen geben, dass kubanische Musik viel mehr sei als nur das.
Hartels Doku schlingert allerdings plankenlos zwischen zwei Absichten.
Einerseits möchte sein Film diese Stimmung, dieses Feeling, dieses Lebensgefühl von Rumba und Samba vermitteln, möchte sicherlich auf dieser Welle reiten, fängt auch mit einem schönen Stimmungspotpourri an.
Andererseits erhebt Hartel enzyklopädisch-informativen Anspruch. Er lässt unter den vielen Talking Heads auch Musikwissenschaftler sprechen, die über Geschichte und Instrumente informieren. Im Hintergrund läuft die kubanische Soundspur weiter. Die besteht überwiegend aus einer Verzopfung von Performances kubanischer Bands; auch Mitglieder von denen gehören zur großen Reihe der Talking Heads. Wer also einen Feelgood-Mix-Sound aus kubanischen Klängen mag, der hat einen etwa anderthalbstündigen durchgehenen Musikscore.