Orphan: First Kill

Im Humanen steckt ein Monster

William Brent Bell hat sich schon mit The Boy und Brahms: The Boy 2 als meisterhafter Horrorregisseur zu erkennen gegeben. Diesmal tut er so, nach dem Drehbuch von David Coggeshall, als ob er gleich zu Beginn sein Horrorpulver verschieße. Er startet in Estland im Jahr 2007. Eine junge Frau, Therapeutin Anna (Gwendolyn Collins), kommt an beim Saarne Institut, einer Irrenanstalt. Sie will ihren Job antreten.

Das Institut ist wie ein Hochsicherheitsgefängnis, weil einige Patienten sehr gefährlich sind. Kaum hat Anna das Haus betreten, gibt es Alarm. Leena (Isabelle Fuhrmann) ist verschwunden. Sie gilt als gewalttätig und als besonders gefährlich. Das wird Bell auch gleich in wenigen Szenen beweisen, es ist so schlimm, dass Anna gleich ihren Job wieder quittieren will, als ob es da nicht schon zu spät wäre.

Hier sollte nicht weiterlesen, wer sich überraschen lassen will, wie Brent Bell sich aus der Sackgasse, dass er das Horrorpulver bereits verschossen zu haben scheint, und wie und ob er wieder herausfindet.

Der Film macht jetzt einen geographischen Sprung nach Connecticut, nach Darien zu einem Fechtwettbewerb. Hier geht es zu einer etabliert künstlerischen Familie, zu Tricia (Julia Stiles) und ihrem Mann Allen Albright (Rossif Sutherland), die mit ihrem Sohn Gunnar (Matthew Finlan), dem Fechter, ein Luxusanwesen, vom Look her eher alptraumhaft, bewohnen.

Die Familie versucht, den Verlust ihrer Tochter Esther zu verdrängen. Die Familie kommt aus Estland. Der Film gibt aber auch zu verstehen, dass der Glaube, dass die Tochter zurückkehre, stärker ist als jede realistische Einschätzung. Das wird sich vor allem bei Mutter und Sohn noch als gespaltene Wahrheit erweisen.

Auch hier wird der Zuschauer erst auf eine falsche Spur geführt. Jedenfalls taucht Esther plötzlich in Moskau auf. Mutter fliegt im Privatjet hin, um das Töchterchen abzuholen. Der Zuschauer ist da längst eingweiht, dass es sich um Leena handelt, die versucht, Esther zu spielen.

Es ist spannend zu beobachten, wie die Familie aus purem Ehrgeiz, das Familienbild aufrechtzuerhalten, so tut, als erkenne sie das falsche Gezücht. Aber das wäre langweilig, wenn die Wahrheit nicht auch immer versucht, sich ihren Weg zu bahnen.

Es ist Detective Donnan (Hiro Kanagawa), der was ahnt und bald auch Beweise findet. Es kommt jetzt die Dramatik in Gang, wie wird die Wahrheit an den Tag kommen und wie lange ist eine humane Fassade unter diesen Elitemenschen aufrechtzuerhalten, die teils sehr genau über die Wahrheit Bescheid wissen, dies aber verbergen.

In schöner Hitchcock Suspense-Manier kommt es in höchster Gefahrensituation zum Versuch eines klärenden Gesprächs. Das Monster im Mensch, wie lange ist es zu zügeln? Wie steht es mit der Adoption von bemitleidenswerten Waisenkindern, denen noch eine traurige Geschichte zugeschrieben wird? Oh, oh, this is insane – even for us!

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