Playground (Fünf Seen Filmfestival)

Kampfarena

Mit dem titelgebenden Playground ist der Schulhof, der Pausenhof einer Volksschule irgendwo in Belgien gemeint in diesem Film von Laura Wandel.

Hier sollte gemäß Begriff gespielt werden. Aber ’spielen‘ dürfte ein alternativer Begriff für ’sozialiseren‘ meinen, ‚kämpfen“ und da Kinder keine Engel sind, halten sich die Kämpfe an keine Regeln, Macht des Stärkeren, den Outsider quälen, ziemlich brutal; die Lehrkräfte greifen lange nicht immer ein, bekommen gar nicht alles mit, wollen es gar nicht mitbekommen und wenn, stoßen sie auf eine Wand des Schweigens, so bekannt, so mafiahaft, so häufig.

Laura Wandel beobachtet mit ihrer atemlosen Quasi-Doku-Handkamera die Geschwister Nora (Maya Wanderbeque) und Abel (Günter Duret). Vom Familienhintergrund wird lediglich klar, der Vater (Karim Leklou) ist besonders besorgt um die beiden Geschwister, bringt sie zur Schule und holt sie ab.

Dazwischen passieren die Dinge, von denen die Kinder nachher dem Vater nicht unbedingt erzählen oder faule Begründungen für Verletzungen angeben. Laura und Nora fallen dadurch auch auf, da sonst keine Eltern die Schüler bringen und abholen.

Der Film wird konsequent aus der Perspektive der Kinder erzählt, die Kamera meist auf Höhe ihrer Köpfe, so dass die Erwachsenen mehr zu spüren als zu sehen sind. So wird das Drama, das sich zwischen den beiden anfangs innigen Geschwistern durch die Vorfälle in der Schule entwickelt, umso schmerzlicher sichtbar.

Es sind Prozesse, wie sie hier im Kleinen ablaufen, wie sie in der Erwachsenenwelt, in der großen Politik, der offenbar oft solche Sozialisierung abgeht, immer wieder zu beobachten sind.

Zwei Menschen, Abel ist der ältere, Laura, die jüngere, hängen besonders zusammen, auch als Schutz gedacht, um in der neuen Schule bestehen zu können. Das wird von den Mitschülern und Mitschülerinnen negativ beobachtet und gnadenlos geahndet. Das wiederum führt zur Krisen in der innigen Geschwisterliebe, zu Verrat, was wiederum Aktion des Vaters in Gang setzt, der Dominoeffekt aus der Reihe geratener oder nicht gelungener Schulverabredungen.

Der Film bleibt recht konsequent auf dem Pausenhof, macht wenige Sprünge in den Klassenraum, in die Turnhalle und das Schwimmbad, was fürs Auge jedesmal zumindest eine Erfrischung bietet von den harten, dichten und auf ihre Art konsequenten Vorgängen auf dem Pausenhof.

Der Originaltitel heißt „Un monde“, eine Welt, und impliziert, dass eben hier schon alles stattfindet, was in anderen Welt auch dazugehört, so unbehaglich das ist, und verletzlich sind ja nicht nur Kinderseelen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert