Gallig-bittere Quintessenz eines Künstlerlebens
im Rückblick eines Erfolgsautors, diese Interpretation des Filmes von Adrian Goiginger, der mit Felix Mitterer auch das Drehbuch nach dessen Theaterstück geschrieben hat, die muss erlaubt sein. Wobei Felix Mitterer schlau genug ist, sein Alter Ego gänzlich anders zu beschreiben. Aber es ist der Bub, der junge Mann, der in einem bäuerlich-ländlichen Milieu aufwächst, Elias (jung: Jakob Mader, alt: Johannes Krisch), mit einen Faible für Literatur (zB Ulysses) und das Zeichnen, ein ausgezeichneter Schüler, der zuhause im Stall mitehlfen muss wie die Knechte und Vater (Harald Windisch) darf schon gar nichts von den Ausflügen in eine andere Welt mitbekommen, der Sohn soll schließlich den Hof übernehmen.
Aus Hoffnung, dass dem so sei, schenkt Papa dem jungen Mann ein Auto, einen NSU Prinz. Die Landjugend feiert in der Disco. Elias lernt Moid (Verena Altenberger) kennen; sie ist nicht so wie die anderen Mädels, sie wirkt reifer, tiefer, fasziniert Elias. Aber Moid hat einen gewissen Ruf, ist geschieden, kommt nicht in Frage für die Eltern von Elias; richtig bös reagieren sie, wie die beiden jungen Menschen in einem See nackt baden.
Immer wieder zeichnet Elias das Portrait von Moid, recht abstrakt. Es wird sein Lebenswerk werden. Es wird das sein, was der alte Mitterer in seiner Rückschau wohl für sein Werk hält, das Werk eines Egomanen, zynisch-ironisch. Den lässt er den jungen Elias spielen, der zu ersticken droht im Dorf und wie Robinson Crusoe sich für den Rest des Lebens hoch oben auf einer Alp, ja: egoistisch, egomanisch, einrichtet. Könnte vielleicht als selbstironisches Symbol von Künstlers Elfenbeinturms gelesen werden,
Da sieht Mitterer sich schon selbstkritisch, auch wenn sein Werk deutlich mehr ist als nur die Zeichnung einer Frau – aber wer weiß das schon? Diese Zeit des Hauptwerkes ist im Film ein Loch von 40 Jahren.
Der alte Elias muss wegen eines Prostata-Tumors mit dem Helikopter ins Spital im Tal geflogen werden. Die Prostata-Schmerzen werden von Johannes Krisch so gespielt, dass es weh tut – vielleicht hat der Autor seine einschlägige Erfahrung.
Im Spital blickt Elias zurück, denn auf die Alp wird er nie wieder hinaufkönnen, allein schon wegen des Katheters. Es kommt zur Aussöhnung mit seiner Mutter (Gerti Drassl). Hier wird ihm klar, dass er nur seinem Egoismus gelebt hat.
Hier zieht er – resp. der selbstkritische (oder gar altersbittere oder doch eher: altersselbstironische? – obwohl, am Schluss hat er sich vom Gefühl des Fremden in der Welt befreit) Mitterer, Bilanz; die fällt ernüchternd aus.
Adrian Goiginger inszeniert diese Geschichte mit den wunderbaren Mitteln der Tiroler Volkskunst; die Sprache ist das alpenländisch musikalische Tirolerisch, dankenswerter Weise mit Untertiteln versehen; und mit den entsprechend wunderbaren Schauspielern. Die Kamera von Klemens Hufnagl schafft es, die Alpen gefährlicher und atmeberaubender und provozierender aussehen zu lassen, als in so manch modischem Extrem-Bergsportlerfilm.