„Das Strontium spülen wir mit Wodka runter“,
das ist die originelle Variante von Statement über die gottverlassene Wetterstadtion ‚Chodowaricha“ in der Nähe des sibirischen Polarmeers. Es lässt nicht unbedingt auf die dramtische Seite solcher Außenstationen der menschlichen Gesellschaft schließen.
Der Satz stammt vom Leuchtturmwärter. Der ist hier schon geboren und dann wieder zurückgekehrt, zum immer schiefer werdenden Leuchtturm, der zusehends unterspült wird und den er im Frühjahr behelfsmäßig zu stützen versucht. Er ist der Nachbar der Wetterstation.
Hier hausen drei Menschen. Sascha und Alexander sind ein Paar. Vladimir ist ihr Chef. Eine Tour dauert ein Jahr oder zwei. Sie sind Meteorologen, müssen tagein- tagaus im Dreistundenrhyhtmus Wetterdaten ablesen und in die Zivilisation funken, wo sie für die Herstellung von Wettervorhersagen genutzt werden.
Einmal im Jahr kommt das Versorgungsschiff. Ein Helikopter transportiert den Jahresbedarf an Land. Der Stadtmensch mag in dieser Verlassenheit ein Traumbild sehen. Nur Natur und Weite, Schnee oder Wasser und Steppe, Ruhe, einzig Eisbären können gefährlich werden.
Andererseits sind die Menschen sich ausgeliefert, sie hausen auf engem Raum. Es sind keine gewöhnlichen, etablierten Bürger, die sich für so einen Job melden. Nicht umsonst fällt der Ausdruck vom ‚freiwilligen Straflager‘. Es sind Menschen mit dramatischen Erlebnissen in ihrer Vergangenheit, zum Teil bereits auf solch einsamen Stationen.
Auch auf den Stationen kommt es immer wieder zum Drama, davon erzählen Berichte in alten Logbüchern. Aber auch während dem Drehzeitraum von Daniel Mucha passiert eine übergriffige Geschichte, die für die Frau auf der Station entsetzlich demütigend ist.
Nicht ganz klar wird, ob der Dokumentarist tatsächlich ein Jahr durchgehend auf der Station war. Eher scheint es, dass er mehrere Besuche gemacht hat; denn just die Zeit des Dramas kommt nur als Erzählung vor.
Der Erzähler hält sich angenehm zurück. Er passt sich der spröden Landschaft und den wenig gesprächigen Menschen an. Nur ab und an tröpfelt Info in den Film. Die Hauptaussage bleibt dem Bild vorbehalten. Abwechslung ist wenig, einmal kommen Nomaden mit Elchgespann zu Besuch, sie werden mobile Metztger genannt: die schlachten einen geschossenen Elch für die Bewohner.
Ein Wort von Vladimir, dem Wolkenbeobachter, über die Wolken: ‚Wolken sind wie Frauen, wenn sie sich verziehen, kann es doch noch schön werden‘.