Sweet Desaster

Pech für den Kritiker,

dass ihm zum Titel SWEET DESASTER assoziativ THE SWEET HEREAFTER (Das süße Jenseits) von Atom Egoan einfällt. Letzteres ist Kino pur, das über Jahrzehnte hinausstrahlt. Und dann das!

Den Kinos in Deutschland geht es nicht besonders gut. Sie haben sich von der Pandemie nicht erholt. Solche Filme hier ins Kino zu bringen, wie diesen von Laura Lehmus nach dem Drehbuch von Ruth Thoma, Filme, die im Kino kaum jemand anschauen wird – weil sie nicht gut genug fürs Kino sind – heißt, den Kinos noch eins reinwürgen.

Die Kinos brauchen aufregende, spektakuläre, singuläre Filme mit leinwanderotischen Darstellern und nicht solche Fernsehware (die innerhalb des Segmentes noch besser sein mag als andere), die das Thema „Schwangerschaft mit 40“ tv-haft nett und ohne anzuecken behandelt, mit ’netten‘ Einfällen, wie Drohnen-Dressing und merkwürdigerweise einer gecoachten Regie, die mit abgedroschensten Klischees arbeitet, die bösen Mütter, die nicht gut zu ihren Kindern sind und andere Frauen, die sich einmischen.

Ein Film, der auffällig werden möchte mit beliebigen Spielereien mit visuellen und akustischen Effekten bis Knalleffekten, die Bauarbeiter, die ein mittleres Erdbeben auslösen und die alten Mütter im Kirchenasyl, die dann doch noch eine sinnvollere Betätigung finden als nur Karten spielen.

Die Hoppla-di-Hopp-Bekanntschaft am Flughafen zwischen Frida (Friederike Kempter) und Felix (Florian Lukas) entwickelt vom ersten Moment an null Chemie.

Es folgt unbegreiflicherweise ein Liebesrausch. Dann die Erkenntnis, dass sie schwanger ist und dass gleichzeitig seine Ex aus dem amerikanischen Exil zurückgekehrt ist. Ein paar nette Kindergartenszenen dazu, denn Frida ist offenbar Erzieherin, verliert aber ihren Job, weil sie die Schwangerschaft nicht dem Kindergarten bekanntgegeben hat. Strafe muss sein. Und in so einem Film natürlich nicht nur das.

Stattdessen wird Frida kreativ und die Drehbuchauttorin Frau Thoma weiß, wie man gegen Ende mit wenig Stichen so ein Fernsehstück von den losen Enden glücklich befreit. Die Frage ist nur, wie kann man einem so spießigen, deutschen Fernsehstück einen derart ambitionierten englischen Titel geben?

Die Kinos werden nicht glücklich werden mit diesem Film. Ein Mach-Dir-keine-Sorgen-Film, ein Tut-mir-Leid-Film. Ein Film der unglücklicherweise auch noch einen Verweis auf Kanada bereithält, Yolanda (Lena Urzendowsky) spürt das, da wo Atom Egoyan lebt, so weit weg vom deutschen Bieder-TV.

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