Facing Down Under – Die Doku eines Backpackers

Millenials Abenteuer

Die Große Reise könnte man jene Reise nennen, die viele Menschen, dem Elternhaus entwachsen, zwischen Schulabschluss, Lehrabschluss, Abitur und dem beginnenden Ernst des Lebens machen. Weg von zuhause, andere Menschen, andere Sitten kennenlernen. Lehr- und Wanderjahre, Coming-of-Age-Reise, Initiationsreise, alles Begriffe, die es heute in diesem Sinne gar nicht gibt; die Reisen schon.

Die Australien-Reise, die Chris Hartung selbst dokumentiert, hat alle diese Elemente, die solche Reisen auszeichnen, Rucksack, Hostel, Gemeinschaft der Reisenden in den Hostels oder unterwegs, und vor allem jene Momente, die das Gefühl unendlicher Freiheit verbreiten, weg von der Zivilisation an wilden Küsten Australiens, schroffen Klippen, fantastischer Gischt des Meeres, Weite, Wüste, kein Reiseprospekt kann diese Dinge attraktiver schildern und die Drohnenaufnehmen setzen diesem Gefühl noch eins drauf.

Was die Reise von Chris besonders macht, ist dass es nicht nur seine private Reise ist, sondern es ist vielleicht eine Art prototypischer Reise eines Millenials, der mit dem Internet und den modernen Medien, mit Kamera, Selfie und Selbstdokumentation aufgewachsen ist und diese mit großer Selbstverständlichkeit, ja Coolness handhabt. Es scheint über allem Abenteuer ein gelassenes Selbstbewusstsein zu schweben.

Eine klare Defintion des Zieles der Reise ist es, diese Freiheit kennen zu lernen und zu erfahren, was Australien so attraktiv macht. Selbst üble Erlebnisse, die Chris macht, steckt er gelassen weg, ja zieht daraus positive Impulse – denn das Loslösen von zuhause kann ja nicht nur theoretisch passieren. Dazu tragen bei: knochenharte Jobs in glühender Hitze auf Traubenplantagen genau so wie neue Bekanntschaften, Trennungen, Weggefährten auf Zeit, enttäuschende und schlechte Erfahrungen.

Es sind Reisen, die ganz mit dem Internet geplant werden, mit Kontakten, die zu diesem Zweck aufgenommen werden, aber auch Jobs unterwegs werden so organisiert. Weshalb die Momente außerhalb all dieser Dinge, wo auch kein Handykontakt mehr vorhanden ist, riesige Strecken von der nächsten Siedlung entfernt, jene Augenblick grenzenloser Freiheit, wie junge Menschen sie sich wohl erträumen, sind: im Campingsessel ganz spontan sich irgendwo an der Küste hinhocken, die Zelte aufschlagen, die Zivilisation nicht mehr erahnbar (oder nur noch in minimaler Dosis, Auto, Zelt, Kocher), den Himmel beobachten, das Meer, keine Zwänge. Der Duft der Freiheit, wie ihn eine Zigarettenmarke jahrelang propagierte.

Dass es so viele von diesen Orten in Australien gibt, das dürfte eine der Attraktionen sein, aber auch die heißen Temperaturen, das legere Tenü. Vielleicht das In-den-Tag-hineinleben-Können, zumindest so lange noch Geld da ist; noch besser, wenn der Nachwuchsfilmer mit Filmprojekten sich ein Geld verdienen kann, wie Material für einen Backpacker-Tour-Werbefilm bereitstellen, deshalb gibt es auch noch großartige Tauchaufnahmen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert