Der alte Mann und der Bus
Der Film erinnert von der Titelgestaltung her an den Film Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand. Diese Assoziation ist nicht ganz zutreffend.
Hier im Film von Gillies Mackinnon nach dem Drehbuch von Joe Ainsworth ist auch ein alter Mann unterwegs, überwiegend im Bus.
Der Mann ist auch hier sehr alt, er wiederholt in der Jetztzeit eine Reise von 1952. Die hatte er als junger Mann (Ben Ewing) mit seiner bildhüschen jungen Frau Mary (Natalie Mitson) gemacht. Sie wollte so weit wie möglich weg. Das sind 1300 Busmeilen von Landsend in Cornwall nach John O’Groats in Schottland geworden.
Der Film tippt in kurzen Rückblenden die Geschichte der glücklichen jungen Familie an; springt zum alten Paar (Timothy Spall und Phyllis Logan), das in Schottland alt geworden ist, sein Gärtchen pflegt wie am Ende der Welt.
Der alte Tom hat einen Anlass und einen Grund, warum er diese Reise zurück genau nach seinem Tagebuch aus den frühen 50er nochmal machen will.
Es sind Bilder von einer Zeitlosigkeit, dieser alte Mann, dessen Gesicht oft schon wie ins Jenseits schaut, auf Bushaltestellen, allein auf weiter Flur. Der alte Mann, der in seiner Welt lebt, viel Vergangenheit dabei, und der durch die Erlebnisse im Bus in den Sog der modernen Internetwelt gerät.
All diese Dinge walzt der Film nie aus. Er tippt sie lediglich an, denn alte Menschen, die noch was zu erledigen haben, haben keine Zeit für modische Kinkerlitzchen.
Andererseits wirft das Road-Movie erwartbar Schlaglichter auf das heutige England: gute Menschen, böse Menschen, raffgierige Menschen, sture Menschen, freundliche Menschen, Rassismus, Anpöbelei im Bus, Schwarzfahren, hilfsbereite Ukrainer, Fußballfans und Jungesellinnenabschied, Liedgesang, Doppeldeckerbus, der unter Brücke hängen bleibt. Der Film erfüllt die Erwartungen, die der Titel erweckt, unterläuft oder konterkariert sie angenehm, auch mit seinem stenographischen Stil.