Ist Glücklichsein eine Fähigkeit?
Das ist eine der Fragen in der Begegnung zwischen dem Dalai Lama und dem südafrikanischen Erzbischof Desmond Tutu im Frühjahr 2015 in Dharesalam in Indien.
Die Begegnung der beiden Freunde, die sich lange kennen, ist erst mal vor allem Kichern, Lachen, Albernheiten, der eine nennt den anderen einen Schelm und der andere meint, er ärgere ihn nur. Die Tochter von Desmond Tutu meint, sie hätte die beiden als Lehrerin nicht in ihrer Klasse haben wollen.
Die beiden Herren sind Friedensnobelpreisträger, beide stehen für den gewaltlosen Befreiungskampf, Tutu gegen die Apartheid in Südafrika, der Dalai Lama für die Tibeter gegen die chinesische Okkupation. Beide sind anerkannte geistig-geistliche Führer. Beide machen einen glücklichen Eindruck und haben dazu jenseits all der Witzeleien und Neckereien Ernsthaftes zu sagen, beide haben Schmerzhaftes erlebt und haben einen Umgang damit gefunden.
Dass Glück mit Empathie zusammenhängt.
Der Süafrikaner spricht von der Methode „Ubuntu“, vom sich Einlassen mit anderen Menschen und von ihnen lernen. Vom Umgang mit dem Schmerz und der Ungerechtigkeit, von der Wahrheits- und Versöhnungskommission in Südafrika.
Der Dalai Lama erzählt die Geschichte vom Tibeter, der 18 Jahr in chinesischer Gefangenschaft war, und der am meisten Angst davor hatte, das Mitgefühl mit den Tätern zu verlieren.
Das Gespräch, das gerade angesichts der kriegerischen und menschenunwürdigen Auseinandersetzungen in der Ukraine hochaktuell ist, wurde 2015 von Luoie Psihoyos initiiert, realisiert und gefilmt. Es konnte nicht in Südafrika stattfinden, da die Regierung aus Rücksicht auf Geschäftsinteressen mit China kein Visum für den Dalai Lama erteilte.
Der Film erinnert mit Archivaufnahmen an die Besetzung Tibets durch China, an die Flucht des Dalai Lama als Soldat verkleidet nach Indien, an die Apartheid in Südafrika, auch die Position Nelson Mandelas, der dem bewafffneten Kampf das Wort redete, wird erinnert.
Einige Stationen im Leben der beiden Protaonisten werden mit einfachen Animationen evoziert, zB häusliche Szenen bei Desmond Tutu mit dem Vater, der bei Trunkenheit gewalttätig wurde.
Zu schließen ist aus dem Gespräch auch, dass Unglücklichsein kein naturgegebener Zustand sein müsse, sondern dass es Glücksstrategien gebe, wie das Vergeben, das nicht gleich Vergessen ist, das Mitgefühl, das Zugehen auf andere Menschen und kein Mensch ist gezwungen, ständig schlechte Nachtrichten zu hören oder zu schauen, das kann ungute Gefühle erzeugen.