1001 Nights Apart

Unüberbrückbar?

Bis zum Sturz des Schahs im Jahre 1979 gab es in Iran ein klassisches Nationalballett; das tanzte zum Beispiel Geschichten aus 1001 Nacht nach Scheherazade. Es gibt im Film Aufnahmen davon in Schwarz-Weiß.

Mit der Übernahme der Herrschaft durch die Revolutionsführer wurde das Ballett verboten. Tanz sei nicht islamisch. Für die Tänzer und die Leiter und Choreographen war kein Bleibens mehr in Teheran. Sie verstreuten sich nach Amerika, England, Holland.

Die Dokumentaristin Sarvnaz Alambeigi spürt diesem kulturellen Bruch, diese Kulturlücke nach. Denn es gibt heute in Teheran eine Untergrund-Tanzgruppe. Allerdings fehlt ihr das klassische Know-How. Sie nutzen Tanz als Ausdruckstanz, als Performance. Sie versuchen ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Sie haben Studioräume im Souterrain eines Hauses, leere Räume, eingerichtet mit wenigen Gegenständen, die oft für die Interviews mit den Tänzern arrangiert werden, fotogen.

Die Frauen tragen alle Kopftuch. Die Gruppe praktiziert Modern Dance, wie es ihn überall auf der Welt gibt. Sie gehen im Raum. Sie gehen im Raum, auf dem quadratische Linien von Gefägniszellen und -fluren gezogen sind. Hier gibt es nur Geradeausgehen, rechte Winkel, weiter gerade aus und eine Art Freiraum, in dem sie zehn Sekunden ihren Tanzimpulsen und Gefühlsimpulsen freien Lauf lassen dürfen.

Der Film streckt seine Fühler zu verlorenen iranischen Ballettkultur aus, sucht Kontakt zu deren emigrierten Protagonisten. Die sind inzwischen alte Herrschaften, haben aber weiter getanzt.

Es ist ein Unternehmen, das an das berühmte Bild von Michelangelo ‚die Erschaffung des Adam‘ erinnert. Zwei Hände, die versuchen sich mit ausgestreckten Fingern zu berühren. Aber die Kluft ist enorm.

Da es schwierig ist, die alten Herrschaften nach Teheran zu holen, gibt es den Versuch, mit der heutigen Untergrundtruppe nach Rotterdam zu fliegen. Bis auf zwei, die ihre Visas frühzeitig hatten, wurden den anderen die Ausreise nicht erlaubt. Die Angst, sie würden nicht zurückkehren.

Mit dem Film gehen die Tänzer und Tänzerinnen ein nicht unerhebliches Risiko ein: denn sie tun etwas Verbotenes: sie versuchen ihren Gefühlen des Eingesperrtseins, der Unfreiheit, der Depression Ausdruck zu verleihen.

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