Willkommen in Siegheilskirchen

Braun, braun, braun

ist diese Erde, diese Scholle, dieses österreichische Dorf, das den Hitlergruß noch im Namen hat und auf dessen Ratshausfassade noch das volle Hakenkreuz zu sehen wäre, wenn es nicht zu Teilen verwittert oder abgeblättert wäre.

Braun ist Scheiße wie die Scheiße und das nimmt dieser Animationsfilm von Santiago Lôpez und Marcus H. Rosenmüller nach dem Drehbuch von Martin Androsch sehr wörtlich, sehr physisch für eine Pointe, die nicht in ihrer ganzen Fülle gespoilert werden soll.

Der Inspirator für diesen Film ist der 2016 verstorbene österreichische Zeichner, Cartoonist, Karikaturist Manfred Deix. Biographiepunkte des Zeichners werden hergenommen, um vor allem auf das überall in dem Dorf vorhanden Braun zu scheißen.

Der Film fängt mit dem späteren Künstler als Embryo im Uterus an. Schon hier spielt der Bub mit seinem Pfeifchen. Hinweis auf die Durchsexualisierung der Welt. Auch das wird im Film durchgehalten.

Der Bub wächst in der Dorfwirtschaft auf. Vater hat im Krieg einen Arm verloren. Der Bub hat Zeichnertalent und der Film interessiert sich für die Knaben in der Hauptschule. Sie bekommen schon glasige Augen beim Anblicke der Möpse diverser Frauen, die das Dorf bevölkern und nicht ganz unbewusst mit diesem Geschlechtsdetail umgehen.

Rotzbub, wie der künftige Künstler zuhause und überall genannt wird, im Drehbuch vielleicht etwas gar zu häufig verwendet, beobachtet und zeichnet. Er weiß, dass es das ist, was er kann. Seine Mitschüler sind scharf auf die Zeichnungen. Einer zieht ein florierendes Geschäft auf damit, kopieren und mit Matrizen vervielfältigen als Wichsvorlage für den ganzen Jahrgang.

Rotzbub wirft auch Augen auf eine Zigeunerin und ein Zigeunermädchen, die mit einem Teppichverkaufswagen ins Dorf kommen. Aber das Dorft ist nach wie vor naziverseucht. Ewiggestrige wollen die Zigeuner, die vor dem Dorf lagern, in die Luft sprengen.

Ein weiterer Storyinput ist das neue Gemälde, das am Rathaus angebracht werden soll. Der Maler entdeckt das Talent von Rotzbub. Dieser darf Farbe anrühren und nutzt sein Talent auf seine Weise. Das wars schon grosso modo mit dem Storyinput.

Und da kommt die Frage auf, welcher Bestandteil des Filmes, ihm zu der gewissen Schwere verhilft. Eher ist es nicht die österreichische Zutat, Deix war ein scharfer, scharfsichtiger Zeichner, sehr böse oft dazu; das ist hier deutlich abgemildert. Der österreichische Dialekt dominiert.

Aber es scheint der bayerische Bestandteil, derjenige der Regie, zu sein, die die Angelegenheit, offenbar mangels genügend Biocontent zur künstlerischen Entwicklung des Buben ab und an in die Breite walzt. Dazu trägt gelegentlich auch die Musik von Gerd Baumann bei, der nicht bei jeder sich bietenden Gelegenheit der Verführung durch die große Musikwolke widerstehen kann, was Schwere erzeugt. Schwere aber ist sicher nie im Sinne von Karikatur und Zeichnertum. Dieses besticht durch den schnellen, leichten Strich. Oder: Tuttln allein sind nicht abendfüllend.

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