Rifkins Festival

Der Traum vom Traum
oder Woody Allens Kino-Traum

Der wurzelt in der Nouvelle Vague. Da kommt der bald 90-Jährige Woody Allen auch nicht los von. Darum dreht sich sein Träumen und Schreiben und Filmemachen. Altersnostalgie? Es sind aber auch die Themen, die den Menschen nie loslassen, bis ins hohe Alter hinein scheint er liebesbedürftig und liebessehnsüchtig bis liebesnarrisch, allergisch gegen Liebsroutine.

So erfindet Woody Allen den Autor Mort Rifkin (Wallace Shawn), der sein Masterpiece noch nicht geschrieben hat (wegen des Perfektionismus) und dessen glücklichste Zeit die war, als er an der Cinémathèque in Paris über Film gelehrt hat. Der reist mit seiner Frau Sue (Gina Gershon) von New York zum Filmfstival von San Sebastian. Sie ist als PR-Managerin eines angesagten Regiestars (Louis Garrel) rund um die Uhr mit diesem beschäftigt. Er wird auch als erster den Luis-Bunuel-Preis erhalten. Mit seinem nächsten Film möchte der ambitionierte Regiestar den Frieden in NahOst herstellen.

Weil seine Frau so beschäftigt ist, hat Mort Zeit, sich sein eigenes Festival zu erträumen. Diese Träume zeigt der Film in Schwarz-Weiß. Es sind Angstszenen, ironische Szenen, Wunschszenen, Liebesszene, wie sie nur das Kino kennt, wie das Kino sie erfunden hat.

Wegen eines gesundheitlichen Problems lernt Mort Dr. Rojas kennen, zu seiner Überraschung eine Frau (Elena Anaya). Die wiederum regt seine ganz privaten Sehnsuchtsträume an, umso mehr als sie mit dem unangenehmen Typen von Maler Paco (Sergi López) zusammen ist. Sie verdiente wirklich Besseres und ein Flittchen ist sie schon gar nicht, so wenig wie Mort ein Fremdgeher ist.

So ein Film von Woody Allen wirkt inzwischen so wie ein Besuch bei einem Bouquinisten, einem Kino-Bouquinisten: man wühlt in lauter Bekanntem, Nostalgischem, alles wirkt vertraut, gemütlich und leicht angegilbt und doch immer wieder überraschend, entzückend, charmant. Oder vielleicht ist es wie in einer alten Ehe, die Kinoliebesspiele des ehemaligen Stadtneurotikers kommen einem sehr vertraut vor.

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