The Princess

Lasst die Archive sprechen!

Das Leben von Lady Di rollt in dieser Dokumentation im Schnelldurchlauf wie ein gewaltiger Medientsunami über die Leinwand von ihren ersten Medienauftritten als mögliche Frau von Prinz Charles bis zur letzten Fahrt mit Polizeiescorte zum Friedhof.

Ed Perkins hat den Film ohne jegliche, lästigen Talking-Heads lediglich aus Archivmaterialien montiert. Da sind ganz persönliche Interviews, die aus den Innereien der königlichen Familie plaudern bis zu Pulks von Papparazzis, die der Princess of Wales, wie sie nach der Scheidung heißt, das Leben schwer machen, was möglicherweise zum tödlichen Unfall in Paris geführt hat.

Es ist die märchenhafte Geschichte einer jungen Frau, die anfangs recht bieder gekleidet in Erscheinung tritt und in ersten Interviews fast linkisch, auf jeden Fall verletzlich, auch verunsicherbar wirkt über eine Traumhochzeit, die allmähliche Zersetzung der Ehe mit Charles (nachdem die Kinder da waren) bis hin zu Scheidung, neuem Selbstbewusstsein als Weltstar und Jetsetlady, die sich für ein Verbot von Landminen einsetzt und die immer den direkten Kontakt zur Bevölkerung findet.

Die Medien selbst wiederum spiegeln ihre Wirkung auf die Menschen, man sieht diese gebannt vorm Fernseher sitzen oder Zeitungen kaufen, wenn ein neues Kapitel in dieser Geschichte, die wohl kaum jemanden kalt lassen konnte, aufgeschlagen wird, Hochzeit, Geburt der Kinder, Glück, allmähliche Verfinsterung der Mine, Papa Charles‘ Interesse, das sich schnell dem Polo wieder zuwendet, er scheint nicht gerade begeistert, wie Diana ihn als Medienstar überflügelt, Erscheinen von Bestsellern mit Geheimnissen aus dem Palast und der Ehe, Eingeständnis von Seitensprüngen, dazwischen taucht gespensterhaft das Gesicht von Camilla auf; aber es gibt auch königliche Fototermine zu sehen.

Die Medien peitschen die Geschichte immer weiter bis hin zu Scheidung. Dann eine erleichterte, wieder charmante junge Frau, die ihr eigenes Ding tut, sowohl in Liebesangelegenheiten mit Dodi als auch in ihrem Engagement für die Ärmsten, gegen Landminen und Aids.

Der Film entwirft ein vielschichtigeres Bild von Lady Di als der hochgebürstete Spencer, der analytisch satirisch die Deplaziertheit von Lady Di in der royalen Familie unter die Lupe nimmt und diese Familie in Assoziation zum Bild der Vogelscheuche setzt (oder Lady Di als Vogelscheuchengespenst für die Royal Family).

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