Die Geschichte der Menschheit – Leicht gekürzt

Tiefpunkt deutscher, subventionierter Filmkultur anno 2022 –
Ausrutscher oder Symptom?

Das Prinzip könnte – rein theoretisch – funktionieren, in den 70ern dem Voyager auf einer Platte einen Abriss der Menschheitsgeschichte mitzuschicken für allfällige Außerirdische, und diese Geschichte soll eine reine Veräppelung, Verarsche, Verkackereierung oder was auch immer sein; auch das könnte funktionieren, wenn denn Grips, Esprit, Witz mit von der Partie wären wie einsten bei Monty Pythons. Das ist allerdings in Deutschland anno 2022 eine Fehlanzeige; statt Grips gibt’s dünne Witzeleien; die lösen sich in Flatulentien auf, die noch ein auf dem Meeresboden festliegendes Weltkriegs-U-Boot an die Oberfläche treiben. Treibwitze.

Diese Witzeleien haben also nicht mal das Niveau von Pennälern, wenn sie ihren Lernstoff aus der Geschichte durch den Kako ziehen. Diese geistige Niveaulosigkeit findet ihren ebenbürtigen Ausdruck in der Schauspielerei: Klamauk und Knallcharge sind angesagt, unter der Würde namhafter deutscher Subventionsdarsteller, die hier alle austauschbar wirken wie ein Pferdeapfel mit einem anderen, auch wegen der Kostüme, die alle aus einem gängigen Fundus zu stammen scheinen und der Haartrachten, die sich alle gleich sind, egal ob Neandertaler, Wikinger, alte Griechen, Christus, Renaissance oder Kolumbus mit seinen Seefahrern, als kämen sie direkt von Fasching im tiefen deutschen Wald.

Die animierten drei Grazien aus dem Weltall, die anno 2050 sich diesen dramturgielosen Eintopf von 1977 anschauen, wirken, gelinde gesagt, nicht sonderlich animiert, entseelt, steif und angeödet; kein Wunder bei dem geistigen Niemandsland, mit dem sie konfrontiert werden.

Alarmierend an diesem Machwerk scheint mir weniger seine Niveaulosigkeit, jeder hat mal seinen Pups oder amüsiert sich mal unter Niveau (oder lässt, wie demnächst eine bekannte Regisseurin, eine mit enormer kreativer Energie inszenierte Kackwurst im Pool schwimmen); alarmierend scheint mir mehr, dass hier ein Drehbuch offenbar von sämtlichen Instanzen, die es auf dem Weg zu seiner Realisierung passiert hat, durchgewunken worden ist. Da scheint was im System faul. Auch bei Warner scheint die Lektorenstelle unbesetzt.

Speziell würden mich jene Herrschaften interessieren, die Geldhähne zur Produktion geöffnet haben, besonders, wenn es sich um öffentliche Gelder von Filmförderungen oder des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes gehandelt haben sollte; womöglich Steuergelder, was ganz klar einer fahrlässigen, wenn nicht gar mutwilligen Verschwendung gleichkäme.

Falls ein privater Sponsor Geld für so ein Schwachmaten-Projekt freigibt, könnte man ja noch amüsiert den Kopf schütteln und schulterzuckend meinen: selber schuld, der Idiot.

Auch auf die Subventionsnamen, die hier mitgespielt haben, wirft es kein gutes Licht. Es lässt vermuten, dass sie Drehbücher gar nicht erst lesen. Man sollte vielleicht Tom Schilling, Jeanette Hain, Heino Ferch, Barbara Meier, Christoph Maria Herbst, Ulrich Tukur, Jasmin Schwiers, Kostja Ullmann, Uwe Ochsenknecht, Christian Tramitz, Rick Kavanian für ein Jahr von der Gunst des Erhalts subventionierter Rollen ausnehmen. Wenn die so gut sind, wie manche immer behaupten, schlagen die sich auch anders durch. Dasselbe gilt für den Regisseur Erik Haffner (ebenfalls Drehbuch) und die Drehbuchautoren Chris Geletneky und Claudius Pläging. Gönnt ihnen eine Auszeit vom geförderten Betrieb!

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