Ein großes Versprechen

So ungewöhnlich ist das nicht mit den Träumen, mit dem sich Ausmalen, wie die schöne, gemeinsame Zeit der Rente wird, wenn der vorher vielbeschäftigte Gatte und Professor endlich in Ruhestand geht und man zu zweit, die Kinder sind aus dem Haus, den Lebensabend genießen kann. Ist nicht immer und nicht nach jeden Mannes Gusto.

Wendla Nölle hat nach dem Drehbuch von Greta Lorez so eine Beziehung inszeniert in einem Film, der ein entfernter Nachkomme von Michael Hanekes Liebe sein könnte; jedoch nicht so radikal, nicht so gnadenlos. Doch der Zerfall meldet sich auch hier.

Erik (Rolf Lassgard) aus Schweden ist dieser Professor, ein bullig-blonder nordischer Typ, der in Norddeutschland gelehrt hat. Seine Frau Juditha (Dagmar Manzel) freut sich auf die zu erwartende gemeinsame Zeit. Erik dagegen hat sich schon vorm letzten Arbeitstag für einen Job in Malmö beworben. Dort bekommt er eine Absage. Fluchtartig entscheidet er sich, noch ein Studium zu beginnen.

Judita ist not amused. Bei ihr meldet sich verstärkt die MS. Sie geht schon am Stock. Sie hat auch einen Stock mit Greifer, mit welchem sie Geschirr aus höheren Gestellen packen und runterholen kann. Erik kommt diese Sache nicht gelegen. Er will sich billig davonstehlen, will eine Putzhilfe engagieren, eine Betreuung. Aber Judita ist eigenwillig, sie fällt lieber immer wieder hin, als dass sie sich helfen ließe.

Die Ehe ist ausgelaugt. Der Film fängt mit einer kuscheligen Szene an, einer exzellenten Exposition. Das alte Paar liegt im Bett und sie flüstert erwartungsvoll, dass sie jetzt viel Zeit für einander haben werden. Der Satz landet wohl nicht ganz richtig bei ihm.

Erik ist ein etwas lockerer Charakter; er explodiert auch leicht, wenn Judita seine Hilfe nicht annehmen will; er organisiert hinter ihrem Rücken eine Putzhile, die plötzlich im Haus steht; er vergisst wichtige Einkäufe und wenn er Gartenblumen zum Pflanzen mitbringt, will er das erst am nächsten Tag machen – wenn die Blumen verdorrt sind, wie Judita meint.

Diese unentschiedene Haltung von Erik lässt den Film etwas schwankend erscheinen; auch bei Erik melden sich gesundheitliche Probleme und er traut sich sogar, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen. Aber die beiden Protagonisten spielen ihre Rollen famos; vielleicht hat sich das Drehbuch etwas zu sehr auf die physischen Anstrengungen von Judita konzentriert, ständig kämpft sie gegen Höhenunterschiede, darum auf den Rollstuhl zu kommen, sich am Herd hochzuziehen. Das lässt die innere Konfliktstruktur in den Hintergrund treten. Als Zuschauer hätte man sich gewünscht, dass Erik als erstes einen Treppenlift einbauen lässt in dem eleganten Bungalow, den die beiden bewohnen.

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