Das öffentlich-rechtliche Fernsehen als Geschenke-Oma.
Wer einen Wunsch hat, darf vertrauensvoll beim BR anrufen, der schickt – zwangsgebührenfinanziert – drei prächtige Knaben mit wenig Berufsqualifikation aber umso mehr sorglosem Enthusiasmus los, um den Anrufern diesen Wunsch zu erfüllen.
Hier in Folge eins sollen die drei Wunderbuben für ein bayerisches Mädel aus der Provinz, das nebenbei noch einen Bauern oder einen Gärtner als Loverboy sucht, eine Art Pflanzen-Hochbeet-Gewächshaus bauen. Die Mama hat es arrangiert.
Die Protagonisten sind bemüht, jugendliche Begeisterung und Optimismus zu versprühen und aus Nichts Etwas zu machen. Von einem Budget ist nicht die Rede. Sie klopfen bei Nachbarn an oder melden sich auf Kleinanzeigen im Internet. Nach den 18 Youtube-Minuten steht ein Objekt da, in welches Pflanzen eingesetzt werden.
Was der BR mit dem Clip bezweckt, ist nicht so richtig klar. Als Bastelanleitung jedenfalls ist er garantiert nicht geeignet; da wird zu krampfhaft auf Gaghafitgkeit denn auf Genauigkeit und Nachvollzieharkeit geachtet; viel zu wurstig ist das Baudokumentarische, um als Anleitung zu taugen.
Die Jungs müssen im Nachhinein für zwischengeschnittene Kommentare ihre Meinung vor Bluescreen oder Ähnlichem abgeben mit viel Mimik, die suggerierem soll, wie toll und engagiert sie sind.
Anleitungen zun Bau von Gewächshäusern gibt es indessen mehr als genug im Internet. Dafür brauchen wir nicht noch extra den BR. Was also bezweckt er mit dem runtergenudelten Altrezept, was früher für Familiensendungen am Samstag-Abend gedacht war? Dafür taugt das Format grad auch nicht; denn im Internet, auf Youtube wird ja gerade die gesellschaftliche Gemeinsamkeit ausgeschlossen. Es hockt ein jeder oder eine jede vereinzelt vorm Computer. Wie viele werden den Clip überhaupt anklicken, und wie viele davon werden ihn zu Ende schauen?
Klar, wo es etwas gratis gibt, da lockt man die Leute. Aber, ob diese Leute die anderen Clips überhaupt schauen, das bleibt im Dunkeln. Wer wird das irgendwann für sich anschauen im stillen Kämmerlein? Kaum zu erwarten, dass Familien gemeinsam sich vor den Computer setzen, um so was anzuklicken. Wird jener Teil des aussterbenden, verbliebenen Stammpublikums des Fernsehprogramms von diesem weggehen und aufYoutube umsteigen, weil es dort seine Kost findet? Auch kaum zu erwarten. Werden im weltweiten Netz mit so abgestandenen Clip-Ideen irgendwelche User angelockt? Kaum zu erwarten.
Was will der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit solchen Formaten? Sie definitiv im Netz versenken? Ist er überhaupt konkurrenzfähig mit den vielen soloselbständigen Youtubern? Eher nicht. Wer will im Netz schon nach abgestandener Fernsehkost fischen?
Es scheint sich bei dem Projekt um die pure Verzweiflungstat von Fernsehmächtigen zu handeln, die sich ihrer wachsenden Ohnmacht bewusst werden: der Diskrepanz, dass sie Unmengen an Formaten produzieren können, weil der Zwangsgebührenhaufen schier unendlich ist und nie kleiner wird; weil das Geld da ist; es ihnen aber offenbar an Ideen fehlt, wie sie in der multimedialen Welt eigenständige, demokratiestärkende Werte verbreiten können. Trotzdem muss der öffentlich-rechtliche Rundfunk wegen dem enormen Gebührenhaufen ständig seine Legitimation begründen; Mindestanforderung: Sendezeiten füllen.
Hinzu kommt, was es noch problematischer macht, dass dieser Geldhaufen unfair zu Lasten einkommensschwacher Haushalte finanziert wird. Das ist neulich ganz kurz auf dem Radar der Öffentlicihkeit erschienen, als ein Politiker angesichts der wirtschaftlichen Probleme von Corona- und Ukrainefolgen und angesichts der Inflation vorgeschlagen hat, man möchte doch die Rundfunkgebühr für drei Monate aussetzen. Der Politiker hat den Vorschlag begründet: es würde die einkommensschwachen Haushalte überproportional entlastet. Immerhin endlich eine öffentliche Negativformulierung der Tatsache, dass der 9-Milliarden-Gebührenhaufen zu Lasten einkommensschwacher Haushalte aufgebracht wird, also sozial unfair, undemokratisch. Vor diesem Hintergrund wirkt die Herstellung solcher Youtubereien wie Hohn auf die einkommensschwache Haushalte, die sich auch noch die Zwangsgebühr abknapsen müssen vom spärlichen Budget.