Mit enormem Fleiß
hat Marie Noelle Material gesichtet und gesammelt in über zwei Dutzend Archiven, hat ein Dutzend Fachleute interviewt, hat Reenactment-Szenen geschrieben und inszeniert und hat das alles bearbeitet und collagenhaft montiert, möglicherweise inspiriert von den futuristischen Komplexbildern aus der russischen Phase ihres Protagonisten Heinrich Vogeler und darüber einen meist nervösen Sound gelegt.
Zu Wort kommen Urenkelinnen von Heinrich Vogeler, eine Psychiatrin, Kunsthistoriker, Künstler, ein Filmkritiker, Journalisten.
Es gibt viel vom malerischen Werk Voglers zu sehen, dem Märchenprinzen des Jugendstils, wie er genannt wurde. Die fiktionalen Szenen wurden in dem Hof gedreht, den Vogeler aus dem Erbteil seines Vaters in der Näher der Künstlerkolonie Worpswrede erhielt.
Zu erfahren ist, dass er ein sehr erfolgreicher Künstler war, besonders wie er nach Paris ging. Zu hören ist, dass wohl eine starke Mutterbindung da war, die ihm möglicherweise das Liebesleben erschwerte. Aus erster Ehe hatte er drei Töchter, aus einer zweiten Beziehung einen Sohn.
Es kommen andere Künstler vor, Rilke, Rodin, Gabriele Münter.
Der Film folgt der Chronologie von Worpswede über Paris, die Teilnahme am ersten Weltkrieg, die Erkenntnis der Kriegslügen, die Herstellung von Texten darüber, die Bezichtigung des Hochverrates, die Zeit in Moskau, die Zeit in der Irrenanstalt.
Die Frage ist, ob diese Collagenmethode, teils mit Bearbeitungszwang, der Sache dienlich ist, ein Porträt dieses Künstler zu erstellen oder ob es eher hinderlich ist.
Ein schwer zu bewältigendes Problem ist es immer, wenn originales Footage an die Seite von Reenactments gestellt wird. So hat die Regisseurin äußerlich große Ähnlichkeiten zwischen Original und heutigen Darstellern geschafft; andererseits wirken die Reenactmentszenen blutleer.
Angereichert werden sie mit merkwürdig theatralen Vorgängen, in der die Darsteller von heute eine menschengroße Fotografie des von ihnen darzustellenden Künstlers in Händen halten oder sich hinter diesen verstecken und dann mit eigentümlichen Verrenkungen sich an die Stelle des Fotos positionieren und die Fotografie zerknüllen. Dahiner steckt wohl der Erklärimpetus, dass es sich hier um die entsprechenden Darsteller handelt, eine nicht sonderlich erhellende Aktion. Wobei mir scheint, dass hinter all dieser Bildbearbeiterei und Collagiererei das Need des Künstlers Vogeler verborgen bleibt; es kommt nur illustrativ zitiert zum Vorschein oder es kann rückwirkend aufgrund seiner Handlungen darauf geschlossen werden.
Es scheint, dass Noelle mit ihrem Bilderbearbeitungszwang den Vogeler mehr versteckt, als dass sie ihn offenlegt.