Andy, Sani, Leonie
sind eine Familie, Papa, Mama und Teenie-Tochter.
Papa ist noch hinter der Mauer aufgewachsen und träumte vom Paradies im Westen. Andy und Sani sind Leute, die nicht unbedingt den Rest des Lebens einen geregelten, abhängigen Job machen wollen. Vielleicht haben sie das mal getan. Das bleibt offen in der Dokumentation von Susanne Regina Meures, die, fast wie ein Mäuschen möchte man sagen, die Familie über 4 Jahre begleitet. Sie gehört so selbstverständlich dazu, dass die Familie ihre häufiger werdenden gereizten Stimmungen gar nicht mehr erst zu verstecken versucht. Wobei man nicht weiß, was noch alles gefilmt wurde und dann doch nicht in den Film passte.
Es geht um die Phase von Tochter Leonie, die mit etwa 13 oder 14 beginnt. Leonie wird in den Social Media aktiv und gewinnt schnell viele Follower, vor allem Followerinnen. Teenies in den Jahren der Verwandlung, die Idole brauchen, Teenies im Kreischalter.
Die Eltern haben prompt das Geld gerochen, das sich im Internet verdienen lässt. Erst versuchen sie einen Manager für die Tochter zu finden. Aber auch da haben sie untrüglichen Spürsinn, dass sie es selber machen können.
Zu sehen ist, dass es nicht unbedingt leicht ist, die erste Million von Followern zu gewinnen. Zu sehen ist, wie die Eltern anfangen, sich nur noch dem Management des Töchterchens zu widmen. Zu sehen ist aber auch, wie die Familie in dem hysterischen Geschäft sich zusehends wie in ein Gefängnis einauert. Ständig muss gepostet werden, müssen Events veranstaltet werden, muss Ware sortiert werden (mit dem Eröffnen eines eigenen Shopping Kanals).
Zu sehen ist, wie der Erfolg die Familie stresst, wie sich momentweise Erschöpfung breit macht. Zu sehen ist aber auch, wie die Eltern zusehends selber zu Influencern werden und daran Spaß finden.
Aber es ist auch zu sehen, wie abhängig solche Influencer von den Social Media sind. Plötzlich verschwindet eine Million Konten bei Instagram.
Und zu erleben ist auch ein Fan von Leonie, Melanie aus Bad Tölz, ein Mädchen im selben Alter, das bei Leonie wie in einen Spiegel schaut (so lautet auch die den Film einführende Voice-Over-Märchen-Erzählung), und die eine eigene Fan-Page eröffnet, für die es das höchste ist, Leonie, ihrem heiß verehrten Idol, zu begegnen.
Zu hören ist auch, dass es die Protagonisten dieses Filmes in die Offline-Welt drängt, zum Beispiel ein Interview in einem Frühstücksfernsehen steht hoch im Kurs.
Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die Familie scheint gut zu verdienen. Aber auch die Angst ist da, alles wieder zu verlieren. Im Grunde machen sie ja nichts anderes, als was früher die Marktschreier gemacht haben, sie preisen Produkte an auf dem Jahrmarkt, der Internet heißt. Die Familie dürfte den Film über sich als wichtigen Schritt in die Offline-Welt sehen, als Schritt aus der Enge des Internets heraus. Siehe auch den Film Pornfluencer, ebenfalls auf dem DOK.fest.