Dancing Pina (DOK.fest 2022)

2019 IPHIGENIE AUF TAURIS
Ballettensemble der Semperoper Dresden

2020 DAS FRÜHLINGSOPFER
Mit Tänzerinnen aus ganz Afrika an der École des Sables, Senegal

Repertoire-Kunst und ein Drama

Dieser Film von Florian Heinzen-Ziob berichtet von Repertoirekunst im Bereich des Tanztheaters.

Es geht um junge Repertoire-Kunst; Mitwirkende aus den Originalchoreographien von Pina Bausch leiten die Wiederaufführung von zweien ihrer Werke. So wird den Ensembles etwas vom Originalspirit der berühmten Ballettchoreographin und Compagnieleiterin eingehaucht. Der ist nach wie vor wirkungsvoll.

Das Thema Repertoirekunst wird allerdings nicht explizit behandelt; es gibt Anmerkungen dazu, dass man auf gar keinen Fall ein Imitat wolle, dass die Persönlichkeiten der Tänzer den Reiz ausmachen sollen, für die klassischen Tänzer gelte hier, nicht immer alles kontrollieren und dass bei allem Perfektionismus von Pina Bausch nicht die Perfektion zähle, der ‚Trip‘ sei das Entscheidende; es gelte, im Leiden die Würde zu bewahren.

In behaglicher Verzopfmanier schneidet der Dokumentarist die Entstehung zweier Bausch-Wiederaufführungen ineinander, beide Male unter der Leitung ehemaliger Bausch-Protagonistinnen.

In Dresden wird an der Semperoper „Iphigenie auf Tauris“ mit klassischen Tänzern und Tänzerinnen geprobt, im Senegal an der École des Sables mit einem All-Afrika-Ensemble ohne klassischen Tanzhintergrund „Das Frühlingsopfer“ – hier wird der Gedanke von Opfer, der tief im afrikanischen Wesen verwurzelt sei und auch das Ritual angesprochen.

Der Film geht chronologisch vor, vom Schauen von Originalaufnahmen mit der Truppe über Einzelproben, Gruppen-Proben, Ensembleproben, Haupt- und Generalproben bis hin zu Aufführungsausschnitten. Es gibt Auskünfte von Beteiligten über ihren Hintergrund. In Dresden gibt es auch Einblicke in eine Kostümprobe, zu Gesangs-Korreptition und Orchesterproben.

Das Drama erreicht das afrikanische Ensemble in der Erscheinung des Covid-Virus; die sind ein Jahr später dran als die Dresdner, nämlich 2020; aber Tänzer wären keine Tänzer, wenn sie sich durch so etwas vom Tanzen abhalten ließen: sie besorgen mit einer Aufführung direkt auf dem Sand am Meer die großartigen Schlussbilder des Filmes, die an den einzigartigen 3D-Film von Wim Wenders über Pina Bausch erinnern lassen: Pina tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren.

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