Bayerns Gartenküche (BR, Sonntag, 2. Mai, 2022, 20.15 Uhr)

Lecker, lecker

Ein bekannter Fernsehmoderator, der als solcher sicher nicht schlecht verdient hat, soll einmal erzählt haben, richtig Kohle gemacht habe er erst mit Kochbüchern. Das Essen ist das, was der Mensch von der Außenwelt in sich hineinschaufelt und sich und seinen Motor damit am Laufen hält, das Essen ist die Liebe, die durch den Magen geht. Das Essen ist das, was den Menschen extra nahe geht. Es gibt Millionen von Büchern über das Essen, Sendungen, Internetclips.

In dieser Produktion unter der BR-Programmbereichsleitung von Annette Siebenbürger-Holtz geht es um eine Untersparte des Essens, es geht um Hobbygärtner oder Schrebergärtner, die einen Teil ihres Speiseplanes selbst anpflanzen. Es betrifft dies ein Spektrum von Menschen, die sich entweder ein Haus mit Garten oder einen Schrebergarten leisten können – und die selbstverständlich Spaß daran haben. Für die Redaktion zeichnet Iris Messow-Ludwig, für die Regie: Andreas Thiele, Ines Gambal.

In der ersten Folge dieses Jahres ist Petra die Protagonistin, eine Anwältin aus Hof, die mit ihrem Mann ein schönes Haus mit großzügigem Garten bewohnt und die auch noch einen Schrebergarten bewirtschaftet.

Zuletzt hat Petra sich ein viktorianisches Gewächshaus aus England geleistet, einen Gewächshaustempel, wie ein Besucher sagen wird.

Das Prinzip eines solchen Fernsehformates ist bewährt und vermutlich auch populär: 5 Kandidaten treten gegeneinander an. Ein Experte stellt zwei Aufgaben, dieses Jahr ist es das Anpflanzen von Kartoffeln und ein freies Projekt. Petra wird dafür ein erhöhtes Blumenbeet für Schnittblumen anlegen.

Zweimal kommt der Experte und begutatchtet den Stand der Entwicklung. Am Schluss lädt jeder Kandidat die anderen zu einem Essen ein, was selbstverständlich besonders munden soll.

Gegen all das ist nichts einzuwenden. Zu denken gibt es allerdings, dass eine unbekannte Anzahl Haushalte mit kleinem Einkommen sich die Zwangsgebühr zur Finanzierung solcher Sendungen, die genauso gut an private Unternehmer outgesourcet werden könnten, vom kleinen Haushaltseinkommen absparen müssen.

Es ist eine soziale Ungerechtigkeit; Haushalte, die vielleicht wenigstens von einem Schrebergarten träumen und sich diesen nicht mal leisten können, Sendungen darüber auch noch bezuschussen zu müssen. Diese Haushalte gibt es. Diese unfaire Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes zu Lasten einkommensschwacher Haushalte ist ein bitterer Wermutstropfen gerade über so sonnigen, leckeren Sendungen; der andere ist vielleicht die nervige Wohlfühlmusik, die überhaupt nicht nötig wäre; die wirkt wie Übersüßung der Speisen. Und da ist der Weg von der Wonne zur Übelkeit nicht weit.

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