Deftige Sprüche von Maggie Smith
sind die Würze dieses routinierten Aufgusses einer Groschengeschichte.
Vor drei Jahren hatte der Vorläuferfilm Downtown Abbey stefe irgendwie noch überrascht. Aber jetzt, drei Jahre später, fällt ihm nur noch seelenlose Steh- und Kostümparty auf, filmisch ohne Abmition, als ob auf Minimierung von Kosten und Schauspieleranstrengung geschaut worden sei.
Darauf deuten auch die Locations hin. Sind beim ersten Film noch ausgiebig Locations in der nahen Orstschaft bespielt worden, so gibt es jetzt noch ein Extempore nach Südfrankreich, eine Schlosslocation, die Villa de Colombes. Dieses Schloss hat Maggie Smith, die Doyenne des Ensembles und auch der Schlossfamilie, von einer frühen Liebe geerbt. Der Groschentratsch möchte nun gerne wissen, was da zwischen ihr und dem französischen Adeligen gewesen ist und ob ihr Sohn wirklich der Sohn ihres angeheirateten Mannes sei.
Den großen Aufruhr in Dowtown Abbey erregt, dass eine Filmcrew das Schloss für einen Dreh mit zwei berühmten Schauspielern mieten möchte. Das muss diskutiert werden; denn in den britischen Adelskreisen hatte das Kino zu der Zeit, es war wohl Ende der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts, noch etwas Anrüchiges; andererseits ist das Dach undicht, Geld wäre willkommen.
Es ist die Zeit des auslaufenden Stummfilmes und des aufkommenden Tonfilmes; auch das wird in Drehszenen und drum herum ausgiebig diskutiert. Denn die berühmte Hauptdarstellerin ist leider nur vor allem hübsch; von schöner Stimme kann nicht gesprochen werden; Gekrächze ist die näherliegende Assoziation; nicht von Vorteil für den Tonfilm. Auch das wird sattsam ausgeschlachtet in diesem eher schnell und nach dem Modell der Fotoromanze produzierten Film von Simon Curtis nach dem Drehbuch von Julian Fellowes. Fotoromanze will heißen, es sind vor allem nette Gruppenbilder, die Darsteller werden vor der Kamera arrangiert und haben so ihre Sätze loszuwerden.
Ein kurzer Hauch von Geheimnis kommt einzig auf in dem Moment, wie der männliche Filmstar Guy Dexter (Dominic West) den Butler Tom Branson (Allen Leech) fragt, ob er bei ihm als persönlicher Garderober arbeiten wolle. Das Geheimnis von dessen Vorliebe für Männer ist zwar keines, aber es ist eines, das im Gegensatz zu den anderen, nicht breit getreten wird.
Das ist vielleicht das Typische für solche Groschenware, dass es keine Geheimnisse gibt, nichts Geheimnisvolles, dass der Voyeur von Zuschauer oder Leser mit dem dreisten Auspacken von vorgeblichen Geheimnissen gefüttert wird. Und das macht sie so reizlos; was umso mehr auffält, wenn keinerlei cineastischer Ehrgeiz erkennbar ist, wenn es auch hier vor allem um Kostenminimierung zu gehen scheint.
Am Schnürchen aufgereihte Adelige oder am Schnürchen aufgereihtes Personal geht immer; das ist ein ergiebiger Klatschspaltenfüller, zeitlos, endlos offenbar, ewig. Auch die Ewigkeit spielt in den Film hinein. Er fängt mit einer Hochzeit an, hört mit einer Beerdigung auf (auch das sind beliebte Klatschspaltensujets und hier nicht anders präsentiert) und man wünschte sich, dass mit der Beerdigung Schluss sei im Sinne einer Fortsetzungsverschongarantie, aber nein, daraufhin muss neuer Nachwuchs in die Kameras gehalten werden.
Vollends den Rest gibt der Kunst die ewig himmlisch ansteigende Musik, die im falschen Film gelandet ist.