Vier Sterne Plus – Das Krankenhaus der Zukunft

Geknüllte Kacke

Dies ist das Porträt des starken Rauchers David-Ruben Thies, der es vom Krankenpfleger zum Geschäftsführer der Eisenberg-Kliniken in Thüringen gebracht hat mit Landgut in der Toskana.

Es ist das Porträt eines Mannes mit gesundem Menschenverstand, der aus der tiefen Kenntnis der „geknüllten Kacke“ im Gesundheits- und Spitalwesen heraus eine Veränderung bewirken will statt nur, wie üblich, mit anderen Betroffenen in den Kantinen zu schimpfen und alles beim Alten zu lassen.

Es ist das Porträt eines Mannes, der durch seine Mission weit über sein Krankenhaus hinaus tätig ist, beinah einen Jetsetter könnte man ihn nennen, der von Konferenz und Panel und Podium zur nächsten Tagung reist, kein Wunder, dass er nach zwei Jahren des Neubaues seiner Klinik ein Sabbatical in seiner Toskana-Residenz braucht.

Die Dokumentaristin Antje Schneider hat diesen Wirbelwind über zwei Jahre immer wieder begleitet. Sie lässt sich beeindrucken von Fahrten in vietnamesischen Staatslimousinen mit Polizeieskorte, wie ihr Protagonist mit einer Gesundheitsministerin dort zu Besuch ist. Hier geht es um das Abwerben von Anästhesisten.

In seine Klinik kommt der damalige Gesundheitsminister mit großem Gefolge zu Besuch, wie hieß er nochmal?, wie schnell die Zeiten und das Personal sich ändern.

Man trifft den Protagonisten des Filmes in Italien, in Holland, in der Schweiz im Gespräch mit Architekten, Politikern, anderen Klinikverantwortlichen.

Als Fazit seiner Statements kommt heraus, dass er auf der Suche oder an der Entwicklung einer Klinikarchitektur ist, in der die Patienten gesund und nicht noch kränker werden. Ihm schwebt die erste Klinik mit Sternezertifizierung vor. Er kann glaubwürdig vorrechnen, dass wenn bei der Planung von Krankenhäusern von Hotels ausgegangen wird, alles deutlich billiger wird. Wie es ihm überhaupt immer wieder gelingt, mit seinem gesunden Praxisverstand Festgefahrenheiten, die nichts bringen, zu pulverisieren.

Die Träume von einer glanzvollen Eröffnung und einer vollen Inbetriebnahme sind allerdings von Corona zerschossen worden. Die Dokumentaristin labt sich mehr an Äußerlichkeiten; sie legt es nicht darauf an, die Entwicklung des Projektes systematisch zu verfolgen; es als planmäßig referierbar vorzustellen, sonder mehr mit Plaudertexten.

Immerhin kommt rüber, dass eine Krankenschwester für eine übersichtliche Anzahl von Patienten zuständig sein soll, dass die Räume offen sind, dass die Ärztehierarchien und ihre abschottenden Privilegien beseitigt werden und vor allem, dass die langen Ärmel der Ärztekittel abgeschnitten werden sollen, nicht nur, weil das wunderbare Virenwedler sind.

Der Protagonist versteht es ausgezeichnet, Stumpfsinn im Gesundheitssystem deutlich zu machen anhand der Geschichte des Knies und wieviele Ärzteporsches so ein Knie bis zur OP mitfinanziere, weil der Patient vom einem zum nächsten Arzt geschickt wird.

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