Zwei Menschen
Der Dokumentarfilm von Philipp Fussenegger porträtiert zwei Menschen, die in einer faszinierend rätselhaften Symbiose zusammenleben.
Tischa, Afroamerikanerin, ist ‚The Tigress“, Bodybuilderin, Videobloggerin, eines jener faszinierenden Wesen zwischen den Geschlechtern, die oft blöd angemacht wurde und immer noch blöd angemacht wird, weil ihre Bewegung und ihr Outfit nicht dem eindeutigen Geschlechterklischee entsprechen.
Tischa ist sehr selbstbezogen, vielleicht verliebt in den eigenen Körper, der gestählt wird, hart trainiert, den sie bei Bodbyuilder-Wettbwerbern austellt und sauer ist, wenn sie nicht die Beste wird; aber auch meditative Bewgungen sind ihr nicht fremd.
Im Blog fordert Tischa die Menschen auf, sich selber zu sein, zu sich zu stehen, sie erzählt die Geschichte ihrer Emanzipation, von der ‚Journey‘ (die nicht zu Ende ist), „to be a strong, confident woman“.
Edward Zahler ist ein älterer, beleibter, bebrillter, weißer Mann. Er ist ihr Trainer, er brummelt in sein Bärtchen. Er spritzt ihr Medikamente oder was auch immer in den Po-Muskel. Er ist ihr Begleiter überall, auch bei ihrer ersten Reise außerhalb der USA nach Rumänien.
Die beiden Protagonisten scheinen unzertrennlich. Sie wohnen absteigehaft in einer engen Wohnung, es geht eine steile Treppe hoch, über diese müssen sie die schweren Koffer nach einem Gig wuchten, dass das Geländer aus der Wand gerissen wird.
Philipp Fussenegger ist topdiskret mit seiner Kamera dabei, immer ganz nah an den Muskelbergen, an den Gesichtszügen, an den Kleidungsstücken. Er vermittelt diese Welt berührend. Es gibt Menschenpaarungen, über die kann man nur staunen, was sie zusammenhält (auch wenn es einmal einen lauten Krach gibt), was zwei so verschiedene Menschen anzieht und auch zusammenbleiben lässt, wobei vorerst der WG-Gedanke der dominierende scheint. Es gibt möglicherweise auch wirtschaftliche Gründe dafür, denn Geld ist für solche Leute, auch wenn Tischa ab und an als Domina arbeitet, nicht das Ding, was im Überfluss vorhanden ist oder hereinkommt.
Wie Tischa ihre Enkel bei strömendem Regen vor der Tür verabschiedet, sperrt sie sich raus. Niemand antwortet auf das Klingeln. Sie zückt eine Kreditkarte und nach wenigen Versuchen ist die Tür wieder auf. Diese Szene erzählt viel über Lebenseinstellung, Lebensmeisterung und Lebenshaltung von Tischa.