Zu jung zu sterben. Ein Krimi aus Passau (ARD, Donnerstag, 31. März 2022, 20.15 Uhr)

Zwischenwelten

Die Welt ist nicht entweder gut oder böse, sie ist nicht entweder weiß oder schwarz, sie ist nicht entweder vertikal oder horizontal, es sind die Zwischenwelten, die Zwischentöne, die Zwischenstufen, die sie plastisch, human, plausibel, charmant, doppelbödig machen.

Das ist der Reiz dieser Krimis aus Passau nach dem Drehbuch von Michael Vershinin. Symptomatisch für diese Zwischenwelten stehen die beiden Protagonisten, Marie Leuenberger als Frederike Bader, eine ‚ruhende‘ Kriminalpolizistin immer noch im Zeugenschutzprogramm in Passau versteckt und genauso Michael Ostrowski als kleiner Wald- und Wiesendetektiv und passionierter Schlossöffner Ferdinand Zankl, der vor sich hin dilettiere, wie er meint, auch er in einer Grauzone operierend.

Zankl hatte im ersten Fall Freund oder Feind Frederike Baders wahre Identität herausgefunden. Seither verbindet sie dieses Geheimnis auch im zweiten Fall Die Donau ist tief.

Hier im dritten Fall führt Andreas Herzog die Regie; Redaktion BR: Stephanie Heckner, Katja Kirchen für ARD Degeto. Jetzt ist das Grauzonen-Duo wieder die Paarung, die den Film trägt, die ihm seinen umwerfenden Charme gibt.

Flankiert wird das Grauzonen-Ermittlerduo von einem ordentlichen bayerischen Standardensemble, welches immer wieder Blüten gegen die Routine hervorbringt wie Sigi Zimmerschied als der Trottel vom Schrottplatz oder Florian Kehlheim als zwielichtiger Polizeiübersetzer oder der wie von den Ereignissen überrollte Polizeichef Jochen Mohne (Stefan Rudolf), Olivia Pascal als Martha Kruppka, auch Roman Haslinger, der Wirt vom Haslinger hoch über Passau (Miguel Abrantes Ostrowski).

Als drittes Rad am Protagonisten-Duo kommt die wunderbare und von Mutters Schutzprogramm gebeutelte Mia (Nadja Sabersky) hinzu. Sie will sich ihre ersten journalistischen Sporen verdienen mit einem Feature über die Bäckerin (Bettina Mittendorfer), die eigentlich Tänzerin werden wollte; dummerweise aber …

Passau selbst spielt seine wichtige Rolly, es symbolisiert mit seinen drei Flüssen diese Gespaltenheit, dies Mehrschichtigkeit von Wahrheit und Sein großartig, was noch unterstützt wird durch den pfiffigen Sound – und über allem droht nach wie vor die Berliner Vergangenheit der Frau im Schutzprogramm.

Am Ende passieren Dinge, die garantiert auf eine weiter Folge hoffen lassen. Lakonischer Kommentar von Zankl zu Frederike Bader, ihr atemberaubendes Ermittlertempo sei genussfeindlich – das ist der Krimi garantiert nicht, weil er Tempo sehr wohl versteht als eine Mischung aus Aktion und Innehalten (für Charme und Reflexion), mithin als äußerst genussfreundlich, zB wenn Zankl mal wieder seinen inneren Monolog als Liedlein singt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert