Spiritwalker (DVD)

Spiel mit Sehgewohnheiten

Zweifellos beherrscht der Macher dieses Filmes, Jae-geun Yoon, perfekt die Genres Action, Thriller, Drogenfilm, Gang-Film, Polizeifilm, Sci-Fi, alle Sorten von Männerfilmen, in denen Männer Unrechtes tun oder Leute, die Unrechtes tun, verfolgen und jagen, in denen Männer kämpfen miteinander, bis sie blutig am Boden liegen, in denen Männer mit Pistolen auf andere Männer oder auch auf Frauen zielen und auch schießen, in denen Männer Frauen schlecht und dreckig behandeln als Schlampen oder in denen Männer Frauen gut behandeln, sie schützen möchten und begehren.

Es sind Filme, in denen sich filmische Standardsituationen herausgebildet haben, die sozusagen die Schrift des Filmes, die Leserlichkeit ausmachen, die beim Betrachter somit gut gelesen werden können. Das kann, wenn es konventionell eingesetzt ist, und wenn es noch so genregerecht ist, schnell dazu führen, dass es einem sehr bekannt vorkommt und deshalb auch schnell langweilt, ein Thriller halt, ein Action-Film halt.

Diesem Bekanntheitserlebnis beugt Jae-geun Yoon vor, indem er eine besondere Droge erfindet, die selbst wiederum aus Standardelementen des Drogenfilmes besteht, die macht, dass ein Mensch alle zwölf Stunden die Identität wechselt, in die Identität eines anderen Menschen schlüpft, hier ist es ein Mann und seine Identitätswirte sind andere Männer. Und nach 12 Stunden ist er wieder ein anderer.

Man denkt an den Handke-Satz, ich möchte ein solcher werden, wie einmal ein anderer gewesen ist; wobei es sich hier nicht um einen Wunsch, sondern um einen Fakt, ein Schicksal, um die Folge der Droge handelt.

Weil aber der Autor und Regisseur sein Handwerk versteht und wir die Standardsituation zu lesen gewohnt sind, bleiben wir als Zuschauer dabei, sind fasziniert, obwohl uns die Situationen, die bekannten, plötzlich reichlich kafkaesk vorkommen, mit dieser leichten Differenz zum Gewohnten, obwohl es schwierig erscheint, eine herauskristallisierbare Story zu finden. Die philosophische Ecke des Gehirns wird angestachelt mit Gedanken über Identität und Austauschbarkeit, warum ist dieser jetzt genau dieser da und jener jener dort und warum ist der Identitätstausch so schwierig. Und in Korea ist es nicht ungewöhnlich, dass dabei die Kirche eine Rolle spielt.

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