Tove

Sie ist zwar kein schwedischer Pumuckl, aber eine etwas versponnene Künstlerin schon, spät erst erfolgreich, in die bürgerlichen Kategorien der Kunst passt sie nicht, sie war nicht das Ziel von bürgerlicher Kunstförderung, die mit Stipendien und Gastaufenthalten angepasste und genehme Künstler belohnt: Tove Jansson, die berühmt wurde für ihre Muminfiguren.

Zaida Bergroth hat Ausschnitte aus dem Leben dieser einzigartigen, nicht leicht zu vereinnahmenden Künstlerin nach Geschichte und Drehbuch von Eeva Putro und Jarno Elonen inszeniert.

Der Film fängt knapp vor Kriegsende, 1944, an und arbeitet sich bis zum Erfolg vor, sie als berühmte Autorin, die Bücher signiert.

Alma Pöysti spielt diese schwer einzuordnende Frau faszinierend und facettenreich, eine Frau, die zu einem Zeitpunkt sagt, sie habe einen Mann und eine Frau. Also schon diese Freiheit einerseits aber auch nicht endlose Ausschweifung. Die Verhältnisse nimmt sie ernst in all ihrer Freigeistigkeit.

Atos (Shanti Roney) ist ein sozialistischer Abgeordneter, verheiratet. Bei einer Party fragt Tove ihn umstandslos, ob er mit ihr saunieren gehe. Damit ist das Verhältnis initiiert. Die Tochter des Bürgermeisters, Vivicia (Krista Kosonen), ist eine Theaterregisseurin und geht bei einer Einladung direkt auf Tove los mit dem Auftrag, eine Karte für eine Geburtstagseinladung zu illustrieren. Bald schon verführt sie sie.

Das wird für Tove eine Enttäuschung, zu erfahren, dass Vivicia eine systematische Frauenverführerin ist. Aus Paris bringt sie eine Tänzerin mit. Fordert aber Tove gleichzeitig auf, ein Theaterstück mit dem Mumin-Figuren zu schreiben, samt Kostümen.

Mit Vivica entwickelt sie neckerotisch eine Art Häckselsprache, wie Kinder es gerne tun, indem sie den Namen noch ein sle anhängen oder ein stle. Hypotheken oder Hintergrund für Tove, warum sie vielleicht nicht ganz so selbstsicher ist und schon gar nicht arrogant, ist ihr Elternhaus. Der Vater ein bürgerlicher Künstler, Bildhauer, etabliert. Als Mädchen durfte sie ihm Modell stehen.

Das macht vielleicht den Reiz dieses Filmes aus: vom Look her schaut das alles wahnsinnig konservativ aus, richtig altbacken, die Innenräume schwer mit Tapeten, Holz, schwere Decken, Möbel; die Kleidung, konservativer geht nicht.

Auffrischung bringen ab und an jazzige Sounds von Schellack-Platten, auch französischer Chansons. Umso leichter und erheiternder wirkt das Wesen von Tove, das bei aller Geheimnishaftigkeit, bei aller Einsiedelei eine kompromisslose Kreativität entwickelt und dann endlich auch einen Vertrag für regelmäßige Comics in einer großen amerikanischen Zeitung unterzeichnet.

Es ist ein Film über die Kunst und das Künstlertum, über Enggeist und Freigeist, aber auch über das Getue um Kunst, immer auf der Suche nach der wahren Kunst.

Wobei Vivica wohl eher für ein lockeres Künstlertum steht, das auch von einer Künstlerkolonie in Marokko träumt, was sicher ordentliche Stadttheaterinszenierungen beispielsweise von der Ehrbaren Dirne von Sartre hinbekommt genau so wie die Uraufführung des Auftragsstückes von Tove. Von Atos wird sie als Drache bezeichnet, der sich nicht an Menschen binde; weil Tove sich nach den ersten Erlebnissen mit ihm wie von einem Drachen entführt fand.

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