Künstlers Romantik-Traum
Im Sinne einer romantischen Vorstellung von Künstlertum, von Urkünstlertum, von ursprünglichem Künstlertum. Künstler sein beim fahrenden Volk, auftreten in einem „Odditorium“.
Den Schauspielertraum erfüllt sich Bradley Cooper mit der Rolle des Mediums Stanton Carlisle in der Verfilmung eines Romans von William Lindsay Gresham, der vor 75 Jahren schon einmal verfilmt worden ist („Der Scharlatan“) und 1941 spielt. Jetzt führt Guillermo del Toro Regie, der mit Kim Morgan auch das Drehbuch nach dem Roman von William Lindsay Gresham geschrieben hat.
Schlangenmenschen, Zwerge, Freaks, Medien gleichgesetzt mit urwüchsigem, ursprünglichem Künstlertum verbunden nicht mit der Scholle, sondern mit dem glänzenden Schlamm des aufgeweichten Bodens des Zirkusplatzes.
Ein Schuss Romantik, ein Schuss Nostalgie heute erfolgreich etablierter Künstler; back to the roots, hat sich vielleicht Bradley Cooper gedacht. Seine Rolle ist die eines Mannes, der am Anfang des Filmes eine Leiche entsorgt und der daraufhin wohl verschwinden muss, der Zuflucht im Zirkuskünstlermilieu findet.
Aufgenommen wird Stanton von Schaustellern, den Mentalisten Zeena (Toni Collette) & Pete (David Strathairn). Bei ihnen zeigt sich seine Begabung, Menschen zu beeinflussen und um den Finger zu wickeln. Er lernt leicht und schnell ihre Tricks und wird Teil der Show.
Molly (Rooney Mara) und er machen sich bald selbständig, haben in der Stadt ihre feste Show; vom Zelt auf dem nassen Ackerboden in den mondänen Stadt-Raum. Eines Tages taucht in der Show Dr. Lilith Ritter (Cate Blanchett) auf und verdirbt den beiden fast den Auftritt.
Das setzt das nächste Kapitel der Geschichte in Gang: der zähe Kampf zwischen der Psychiatrin und dem inzwischen mit vielen Tricks gewaschenen Schlaumeiertalent. Es geht um das Ausnehmen größerer Fische.
Jetzt wandelt sich der Dekor des Filmes vom schwelgerisch-sentimental ausgestatteten romantisch-ländlichen Straßenzirkus in exklusiv-hochelegante, urbane Räume, topmodern damals, die teils mit technischen Wunderwerken der heimlichen Tonaufnahme ausgestattet sind, so dass der Film sich zum wahren Ausstattungs- und Augenschmauswunder entwickelt inklusive der Superinneneinrichtung von Dr. Elroods (David Heweltt) Luxusräumen. Ab und an droht dieses exzessiv-teure Augenmerk auf der Ausstattung, den Inhalt der Geschichte schier zu erdrücken und ihn nebensächlich erscheinen zu lassen.
Für den, der des Englischen mittelprächtig mächtig ist, ist bei der Originalfassung mit einigen Verständnisproblemen zu rechnen, was den Eindruck bestärkt, dass die Schauspieler vermutlich im Sinne der Glaubwürdigkeit der Performance nicht zu ausgeprägtem Artikulieren neigen. So wird daraus wenigstens ein Kinostück für Liebhaber und Connoisseure.