Kommentar zu den Reviews vom 6. Januar 2022

Was bringt uns das Kino 2022? Skepsis ist angebracht beim deutschen subventionierten Kino. Es gibt mit Claudia Roth eine neue Kulturstaatsministerin und die ist gewiss dem Kino gegenüber positiv eingestellt; aber auch sie dürfte wie ihre Vorgängerin die Schutzpatronin des dümmsten Filmpreises der Welt werden. Es ist nicht zu erwarten, dass sie an der behinderten Struktur dieses Preises etwas zu ändern gedenkt. Sie wird die dalkete Geldgeberin an Stelle des Staates sein. Den Preis wird aber die Innung des deutschen Kinohandwerkes, die Massenveranstaltung Deutsche Filmakademie e.V., unter ihresgleichen verteilen. Es geht um 3 Millionen Euro.

Der Preis führt sich auf, als sei er ein Staatspreis. Vermutlich wird Claudia Roth noch mehr Geld für die deutschen Kinoproduktionen loseisen. Das ändert grundsätzlich nichts daran, ja bestätigt das oberste Prinzip in der deutschen Filmlandschaft: nach immer mehr Geld zu verlangen; das hat sie seit Jahrzehnten erlernt und erfolgreich durchgezogen. Der Nachteil davon ist, dass wir ein Kino haben, das sich nach den Herrschern der Fördertöpfe richtet, ein gremienkompatibles Kino, das nicht die deutsche Wirklichkeit spiegelt, sondern das spiegelt, was die Filmemacher glauben, dass es von Funktionären gutgeheißen wird.

Nichtsdestotrotz ist der Kinogang vom ersten Tage des Jahres an zu empfehlen und von den ersten Neustarts: Ein Schaf in Island mausert sich zur Hauptrolle, in Italien ist nicht ganz klar, ob die Eltern oder die Kinder vor der Pubertät stehen, weibliche Topstars jagen weltweit Bösewichte, in Frankreich gibt es eine feine Erzählquiche vom Lande, in der Schweiz kümmert sich die Pflegerin aus Polen vielseitig um einen alten Herren und in Deutschland bewährt sich das Miteinander von Pferden und Mädchen im Coming-of-Age. Das öffentlich-rechtlichen Fernsehen hat es geschafft, einer der spannendsten Krimiautorinnen eine sterbenslangweilige Doku zu spendieren, die Restnutzer des öffentlich-rechtlichen Fernsehens durften einem verdienten Senior bei einem Austragsreislein zuschauen und sich von einer prominenten Ex-Politikerin glauben machen lassen, dass die Familie unter der Politkarriere der Mutter nicht gelitten habe.

Kino
LAMB
Die Macher machen ein Geheimnis aus dem Schafnachwuchs.

BAD TALES – ES WAR EINMAL EIN TRAUM – FAVOLACCE
Wenn die Eltern fickriger sind als die Pubertierenden.

THE 355
Wenn Geheimdienstlerinnen die Welt retten.

PLÖTZLICH AUFS LAND
Das Lebensziel der Veterinärin, die es von Paris aufs Land verschlägt, ist ein anderes. Aber sie macht was draus.

WANDA, MEIN WUNDER
Die Pflegerin aus Polen und der Reiche vom Zürichsee

IMMENHOF – DAS GROSSE VERSPRECHEN
Mädchen, Pferde, Pubertät wie eh und je, grad sche is.

TV
AGATHA CHRISTIE UND DER ORIENT
Rekordverdächtig, wie langweilig diese spannende Autorin verdokumentiert wird.

GERNSTL UNTERWEGS ZUM MATTERHORN – VOM FURKAPASS NACH ZERMATT
Gemütliches Pfründenreislein.

LEBENSLINIEN: RENATE SCHMIDT – DIE UNBEIRRBARE
Renate Schmidt überstrahlt das Format mit links.

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