Agatha Christie und der Orient (BR, Mittwoch, 5. Januar 2021, 22.45 Uhr)

Eine Firma Bildmanufaktur GmbH hat diese ätzend langweilig, ätzend-professionelle Dokumentation von Sabine Scharnagl für den BR, Redaktion Bettina Hausler-Thomas, produziert.

Beflissenere Langeweile geht kaum. Noch öder kann ein Porträt über eine der spannendsten Krimi-Autorinnen des letzten Jahrhunderts nicht sein. Vielleicht hat die Filmemacherin gemeint, sie muss eine Facharbeit schreiben zum Thema Krimiautorin und Archäologie im Orient. Aber nicht mal dieses Thema wird als Spannungsfaden eingesetzt. Es kommt zwar vor. Es wird berichtet von der ersten Orientreise mit der Bahn. Sie war jung, eine berühmte Autorin bereits, hatte Geld.

Bei der zweiten Reise lernt Agatha Christie den deutlich jüngeren Archäologen Max Mallowan kennen. Heirat. Sie startet eine Stiftung, die ihm Grabungen im größeren Stil in Nimrod ermöglicht.

Nicht dass der Stoff langweilig wäre; es ist schon fast wieder eine Kunst, das Leben dieser Frau so dröge zu schildern. Allein die Fotos, die sie machte, die Schmalfilme, ganz frühe auch in Farben, von den Grabungsarbeiten in Irak und Syrien.

Dramatisch sind die Zerstörungen, die der IS an all den Kulturdenkmälern im Nahen Osten angerichtet hat.

Aber Sabine Scharnagel präsentiert den Stoff wie in einem verstaubten Museum, in dem noch ausgestopfte Menschen gezeigt werden, das aus lauter besucherfeindlichen Vitrinen besteht, nach irgendwas geordnet.

Dazu kommen die Talking Heads, der Tod vieler Dokus, Fachleute sondern Statements ab, aus denen der geneigte Leser allenfalls in einer einsamen Stunde einen spannenden Zusammenhang konstruieren könnte.

Vielleicht verheddert sich die Filmemacherin gerade darin, dass sie eigentlich einen Film über Archäologie oder einen Film über die grauenhaften Folgen der IS-Herrschaft machen wollte und den Namen Agathe Christie nur als Aufmacher nutzte. Das dürfte kaum zum Erfolg führen. Überforderung der Dokumentaristin in der Präsentation ihres fleißig gesammelten Materials. Hinzu kommen die einschläfernd professionellen Sprecherstimmen und außerdem feierlich einschläfernde Musik jenseits von Gut und Böse.

Dokumentarfilm von vorvorgestern, bemüht, überordentlich, zum Stillstand. Die Drohnenaufnahmen vom heutigen Irak und Syrien wären an sich spannend, betreffen einen Schmerzpunkt unserer Zeit. Hier aber kommt alles wie in Formalin eingelegt daher.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

2 Gedanken zu „Agatha Christie und der Orient (BR, Mittwoch, 5. Januar 2021, 22.45 Uhr)“

  1. Mir hat die Dokumentation sehr gut gefallen. Sie haben offenbar das Thema nicht verstanden: das war das Verhältnis der Schriftstellerin Agatha Christie zu Syrien und Irak und ihr Interesse an der Archäologie. Da kann man an der gegenwärtigen Situation natürlich nicht vorbeigehen. Für so eine eine informative Dokumentation zahle ich gerne meinen Rundfunkbeitrag.

  2. Vielen Dank, AC Fan, für Ihr Feedback.
    Grundsätzlich ist es einem jeden freigestellt, ob ihm oder ihr etwas gefällt. Das sind Geschmacksfragen und subjektive Dinge. Wenn ich aber als Zwangsgebührenzahler mit Produkten konfrontiert bin, die meiner Meinung nach nicht gut genug gemacht sind, dann merke ich das an.
    Das Thema war klar; allerdings störe ich mich an der Präsentation des an sich spannenden Materials.

    Als Zwangsgebührenzahler bin ich Mitfinancier und möchte dafür ein brauchbares und interessantes Produkt. Die Doku aber verheddert sich unübersichtlich in fleissig gesammeltem Material zum Thema. Das genügt nicht. Es muss auch thematisch nachvollziehbar präsentiert werden. Das habe ich vermisst und das habe ich in meiner Review deutlich gemacht.

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