The Lost Leonardo

Kunst auf dem Minenfeld von Macht, Geld und Politik

Dass Kunst bis hinauf zu den größten Meisterwerken – ziemlich leicht sogar – gefälscht werden kann, das bewies der amüsante Film Beltracchi – Die Kunst der Fälschung.

Ob der neu aufgetauchte Leonardo echt oder Imitat ist, ist nur eine der Fragen zu diesem inzwischen teuerst gehandelten Gemälde der Welt, das für sagenhafte 450 Millionen US-Dollar an den saudischen Mörderprinzen gegangen ist, der mit kritischen Stimmen auch mal kurzen Prozess macht und sie in einem seiner Konsulate zerstückeln lässt.

Wobei die Besitzfrage nicht definitiv gesichert ist. Wie der Louvre eine große Leonard-Ausstellung plant, nimmt er Kontakt zum mutmaßlichen Besitzer auf, erhält wohl das Bild auch, lässt es sogar begutachten und zweifelsfrei zum Original-Leonardo küren. Aber ausgestellt wird es dann doch nicht und die Existenz eines Kataloges mit der Geschichte der Befunde, der kurzzeitig im Louvre erhältlich war, wird inzwischen vom Louvre kategorisch bestritten.

Wenn ein berühmtes Museum schon dermaßen in die Bredouille kommt und nebst vielen anderen im Abspann genannten auch nicht bereit ist, für den Film ein Statement zur Sache abzugeben, da muss ganz schön was los gewesen sein hinter den Kulissen.

So viel kann vielleicht gespoilert werden, dass der übel beleumdete saudische Prinz so scharf auf das Bild „Salvator Mundi“ war, weil er darin eine Ähnlichkeit zu Mona Lisa zu sehen schien; und dass so ein Vergleich nichts anderes bedeutet, als dass er im Besitze eines Doppels des vielleicht berühmtesten Gemäldes der Welt ist. Und dass die Hängung im Louvre direkt gegenüber der Mona Lisa als die ultimative Krönung des Gemäldes – und somit auch seines Besitzers – bedeuten würde. Ob der Louvre dem Mordsbuben den Gefallen tut? Der Zuschauer hat bis dahin jedenfalls bereits mitbekommen, dass die Hängung eines Gemäldes in einem renommierten Museum den Wert desselben deutlich steigern kann.

Andreas Koefoed präsentiert die aufregende Geschichte dieses Gemäldes als unterhaltsam illustriertes Aktenstudium bestehend aus Statements, Berichten und Meinungen vieler an der Geschichte Beteiligter wie Aussenstehender, Kunsthistorikern, Restauratoren, Museumsleitern, Kuratoren, Kritikern, Händlern, Spürhunden, Auktionaren, Sammlern, Bankern, Kriminalisten, aus Archivmaterial verbunden mit einem Blick ins berühmt-berüchtige Zollfreilager in Genf, von dem keine Mensch weiß, Kunst im Gegenwert von wieviel Milliarden dort außerhalb der Zugriffszone des Fiskus verschwiegen gelagert wird.

Eine zentrale Rolle und warum das Gemälde so sehr der Mona Lisa ähnle, spielt die Restauratorin Dianne Modestini. Nur spricht die Branche hier von Restaurierung und nicht wie bei Beltracchi von Fälschung.

Das ist neben der Verbandelung von Kunst, Politik und Finanz (Frankreich liefert Waffen an Saudi Arabien) das zweite brisante Thema dieses Filmes, der den Zuschauer mit geschärftem, kritischerem Blick auf solche Hypevorgänge blicken lässt: ein Bild, das vor wenigen Jahren für 1175 US-Dollar ersteigert wurde und dann nach seltsamen Wegen plötzlich für 400 Millionen US-Dollar und 50 Millionen Handgeld für das Auktionshaus aufgerufen wird.

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