A la Carte – Freiheit geht durch den Magen – Délicieux

Tarte revolutionnaire oder: Arbeit, Energie, Butter.

Zu Recht sind französische Küche und französisches Kino berühmt und wenn sie zusammenspannen, kommt Deliziöses (wie der französische Orignaltitel lautet: Délicieux) heraus wie hier im Film von Éric Besnard (Birnenkuchen mit Lavendel), der mit Noclas Boukhrief auch das Drehbuch geschrieben hat.

Der Film führt zurück in die Zeit vor dem Sturm auf die Bastille und nicht nach Paris, sondern in die Provinz.

Pierre Manceron (Grégory Gadebois) ist Koch am Hof von Duc de Chamfort (Benjamin Lavernhe). Manceron ist dieser rundliche, verschlossene Typ von Mann, der hochsensibel ist – und also auch meisterhaft im Kochen -, der ein genau so sensibel entwickeltes Gefühl für Gerechtigkeit hat, eine starke Verletzlichkeit und dem die Fähigkeit fehlt, sich verbal auseinanderzusetzen. Schon gar nicht mit der Eloquenz am Hofe.

Die Herrschaften pflegen üppig zu tafeln. Nach dem Essen hat der Koch vor dem Gastgeber und den Gästen zu erscheinen, um ihr Lob entgegenzunehmen. Eben hat er sich erlaubt, zum gewünschten Menü eine Eigenkreation hinzuzufügen, die er „Délicieux“ nennt: ein paar Scheiben Kartoffeln im Teigmantel.

Nach viel Lob beginnt mit dieser nicht bestellten Zutat plötzlich ein Shitstorm an der Tafel. Die Gäste machen sich einen Spaß daraus, sich in vernichtende Urteile hineinzusteigern. Der Duc verlangt vom Koch eine Entschuldigung. Dazu ist er nicht in der Lage. Er ist seinen Job los. Er findet mit seinem Sohn Benjamin (Lorenzo Lefèbre) Unterkunft bei seinem Vater, der vernachlässigt in einer runtergekommenen Behausung lebt, die einsten Anlaufstelle für Reisende war. Vom Kochen will er nichts mehr wissen. Damit schmerzt der Filmemacher selbstverständlich die Zuschauer, mitansehen zu müssen, wie hier ein Talent vor die Hunde geht.

Für Hoffnung sorgt das Auftauchen der geheimnisvollen Louise (Isabelle Carré). Sie hat vom Ruhm des Exkochs gehört und möchte unbedingt bei ihm lernen. Allerdings passt einiges, was sie erzählt, nicht zu ihren zarten Händen. Dem geneigten Zuschauer schwant, dass die Fremde den störrischen Eigenbrötler aufweichen und zu seinem Glück umformen wird; ja, er wird sogar eine Art gastronomisches Start-up auf die Beine stellen. So gradlinig geht es allerdings dann doch nicht.

Der Film vereinnahmt nicht nur durch die wunderbare Story, nicht nur durch eine Musik, die sich wie feingeschlagene Sahne über alles breitet, nicht nur durch die bestechenden Schauspieler, sondern auch durch seine Optik, die in jedem Moment gemäldehaft ist; die Naturstimmungen einfängt, die den Namen Rousseau, der einmal fällt, lebendig werden lassen – was allein so eine einfache Küche an Stilleben hergibt, ganze Gemäldegalerien könnten damit gefüllt werden, zu schweigen von der Gourmet-Erotik.

Einziger Wermutstropfen am Schluss: warum fliegt nicht zu allerletzt noch eine Montgolfiere über die Landschaft, über der sich die Kamera final zurückzieht?

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