Die Idee für das Drehbuch von Uli Bré scheint gewesen zu sein: eine alternde Beauty-Produzentin wird mit dem eigenen Altern, den Falten, konfrontiert. Sie will an ihrem Gesicht rumschnippeln lassen. Ihr Mann hat sie verlassen. Hm. Ein bisschen dünn scheint das.
Dies erinnert an die Dokumentation Mamacita von José Pablo Estrada Torrescano über seine Großmutter. Diese hat in Mexiko ein Imperium mit Schönheitsfarmen geschaffen. Diese Oma ist im Film schon sehr alt. Aber bis dahin in jeder Faser eine hochmoderne selbstbewusste Frau geworden.
So etwas mochte Uli Brée dem Ü-80 Publikum des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes nicht zumuten. Da muss das Frauenbild doch erzreaktrionär bleiben; da muss die alternde Frau unter ihren Falten und unter ihrem Altern leiden. Mehr Selbstbewusstsein gibt das öffentlich-rechtliche Frauenbild nicht her.
Als Protagonistin für diese kaum lösbare Aufgabe wurde Adele Neuhauser gewählt. Sie ist ein öffentlich-rechtliches Highlight in der Tatortreihe als Wiener Kommissarin. Und dann müssen die Leute plötzlich alles spielen, auch wenn das Drehbuch letztlich nur aus öden Plattitüden besteht.
Weshalb sich Uli Brée den mindestens studentulktauglichen Gag hat einfallen lassen, dass Stella, wie die Protagonistin heißt und die erfolgreich Bücher über Schönheit herausgegeben hat nebst eigener Kosmetiklinie, in ein Fahrrad läuft und von dem Moment an die Gedanken ihrer Mitmenschen hört, was nun mit dem Thema Altern und Falten grad gar nichts zu tun hat und was als leerer Gag um des Gags willen billig daherkommt.
Adele Neuhauser bietet sich mit der Rolle immerhin als schrullig-ulkige Alte für Krimi-Komödien-Formate an, eine Miss Marple für das öffentlich-rechtliche Restpublikum als erheiternde Sterbebegleitung vielleicht.
Aber die Rolle selber wirkt nicht schlüssig. Das dürfte auch an der Regie von Dirk Kummer liegen. Der scheint nicht gerade ein Schauspielerregisseur zu sein. So etwas zeigt sich gerne daran, dass manche Schauspieler gut sind, das sind diejenigen, die von sich aus exzellente Schauspieler sind, wie Sibylle Canonica die eine überzeugende Ärztin spielt, und die wohl egal wie gut oder schlecht inszeniert ist, immer brilliert.
Oder aber es zeigt sich bei Johanna Bittenbinder, die wie in vielen anderen öffentlich-rechtlichen Fernsehproduktionen die immer gleich bedröppelte Hilfskraft spielt. Thomas Limpinsel als Ehemann Georg kann da ganz gut bestehen, und ebenfalls der Schönheitschirurg Artur.
Es ist eine Produktion des Mangels, denn die Öffentlich-Rechtlichen müssen sparen: hier ist nicht genügend am Drehbuch gearbeitet worden, der Cast ist eine Schnellbedienung von der Fertiggerichttheke, die Regie hatte wohl nicht genügend Zeit.
Es ist eine Produktion, die glaubt, mit schnell hingepfuschten Plattitüden über Verlogenheit in Beziehungen das Geld für 90 Minuten öffentlich-rechtliche Sendezeit ohne Investition von Geist und Qualitätsanspruch abkassieren zu können. Eine flaue Angelegenheit.
Dabei hat das Bundesverfassungsgericht, man muss es immer wieder betonen, eine Erhöhung des unfairen Zwangsgebührengeldes, das zu Lasten einkommensschwacher Haushalte erhoben wird, zugestimmt, weil diese Sender unbedingt unabhängig bleiben müssen. Aber das Gericht hat nicht hinzugefügt: unabhängig von Geist, Pfiff und Sorgfalt, unabhängig von eingeengtem geistigem Raum; der ächzt an allen Ecken und Enden. Nicht die Oma und Mama sollte sich entschuldigen, hier sollte sich die ARD beim für dumm und unmündig gehaltenen Publikum entschuldigen für das einfältige Produkt.
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!