Eternals

Die ewige Wiederkehr des Gleichen
oder ein schön illustrierter Geschichtspessimismus

Ob vor 50′ 000 Jahren in Mesopotamien, ob 400 A.D. in Gupta, ob in Babylon oder Hiroshima, ob im Irak, ob gestern oder heute in Norddakota, an der Grundkonstellation ändert sich nichts. Es sind die Eternals, unsterbliche Superhelden. Sie werden bedroht von den Deviants. Das sind animierte Monster auf der Höhe der computerunsterstützten Animationskunst.

Der Kampf ist immer wieder der gleiche. Die Waffen sind immer wieder die gleichen. Die Superhelden brauchen nur eine bestimmte Handbewegung machen und schon formt sich eine Kugel, sie brauchen nur einen Boden berühren und schon verändert er sich, oder wenn sie wie so oft nur statisch dastehen, so löst sich irgendwo ein Goldstreifen und schon entstehen daraus die fantastischsten Waffen, schießen Lichtlinien und Goldkringel durch die Luft und verrichten ihr zerstörerisches Werk und so weiter und so fort immer in leicht abgeänderten Varianten.

Es entsteht so unweigerlich, und das ist doch der wahre Nährboden für die Marvel- und Comiczeichner, das Bild eines abgrundtiefen Geschichtspessimismus. Die Familie, die als Ankerplatz gilt, zementiert das nur; sie wird zwar ab und als als Positivum zelebriert; aber letztlich laufen auch in ihr die Dauerkonflikte, die das Leben so unerträglich, so hoffnungslos machen, ab, wenn auch so ein Drehbuch, hier von Patrick Burleigh, Ryan Firpo und Regisseurin Chloé Zhao so tut, als sei die Familie der Hort des Friedens und des Glücks.

Aber diese Familie hat ein zähes Leben über zehntausende von Jahren, ist in diesem Zirkel gefangen, muss immer wieder zum Kämpfen ausbrechen. Muss immer wieder in anderen Klamotten erscheinen, in virtuellen Räumen mit anderem Hintergrund agieren; auch dafür scheint die inszenatorische Fantasielosigkeit mit den Stehpartys hilfreich – aber vielleicht hat ja auch Corona das ihre dazu beigetragen.

Dazu das ewige Geschlechterspiel, Männchen und Weibchen, beide nah im Bild, zeitgemäß darfs inzwischen auch Männchen und Männchen sein.

Oder: die ausufernde Marvelfantasie als Gegengewicht gegen drögen Familienalltag; als kompensatorischer Ausbruch aus öder Lebensroutine; je exzentrischer und wahnsinniger diese Bilderwelt wird, und das tut sie unbestreitbar, das kann man herunterrechnen, desto fader und tödlicher muss der Familienalltag sein, dem nur mit solchen Zeit und andere Dimensionen überspringenden Vorstellungen zu entkommen ist. Die Geburtsstube des Superhelden ist immer schon der enge Familienraum.

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