Borga

Aus den Slums von Accra

Die Bewohner eines riesigen Slums in Accra, Ghana, leben davon, dass sie Elektro- und Autoschrott aus den hochindustrialisierten Ländern zerlegen. Eine gefährliche und ungesunde Arbeit. Es gibt immer wieder Tote. Der Traum der Slumbewohner ist es, raus zu kommen und ein Borga zu werden. Das ist ein Chef, einer der sich nicht den Rücken krumm oder am Schrott sich kaputt macht.

York-Fabian Raabe, der mit Toks Körner auch das Drehbuch geschrieben hat, hat sich eine Geschichte ersonnen, die, so scheint es, auf Anekdotischem mehr beruht als auf Recherche. Dieses Anekdotische hat er am Faden der Geschichte von Kojo (erwachsen: Eugene Boateng) aufgereiht; hat ihn aber nicht zum Protagonisten gemacht, hat nicht dessen Konflikte zum Motor für die dramaturgische Dynamik genommen.

Die Ausgangslage ist einige Jahre vor der Haupthandlung. Kojo und sein Bruder Kofi sind Buben. Der Vater ist ungerecht. Er will Kofi zum Chef machen, während Kojo zuhause die Hausmädchendienste erledigen muss und zur Schule gehen soll. Was er nicht tut. Lieber hängt er mit seinen wilden Freunden zusammen, verbrennt Kabel und sammelt das Kupfer darin, um Geld zu verdienen. Diese Buben sind ein reiner Wonnecast; den erwachsenen Bruder Kofi spielt Jude Arnold Kurankyl.

Kojo will sich die Ungerechtigkeit nicht bieten lassen. Er will nach Europa auswandern, reich werden, der klischeehaft bekannte Traum so vieler Afrikaner. Bei einem lokalen Borga will er schon als Junge lernen, wie man ein solcher wird. Er scheint Jahre unterwegs zu sein.

4 Jahre später, so meldet es der Film, findet sich Kojo als Illegaler in Mannheim wieder. Es gibt Episoden, die zeigen, wie ein Mensch, der außerhalb der Legalität steht, entsprechend behandelt wird. Wenn er gut mitarbeitet, bekommt er einen Schlafplatz und zu essen. Und erst, wenn er sich bewährt, rückt der Borga mickrig Geld raus.

Es geht um den Versand von Schrott nach Ghana. Vor allem hängen faule Typen in dem Büro rum. Auf einen grünen Zweig kann Kojo so nicht kommen. Auf gradem, legalen Wege geht gar nichts, kann er auch zuhause nicht den großen Macker spielen. Das geht allenfalls als Drogenkurier, Transport von Päckchen im Darm.

Kojo lernt eine Deutsche kennen (Christiane Paul). Die ist leichtgläubig und vermutlich von Kojos Sexyness überzeugt. Da erinnert der Film an den kürzlich gestarteten Le Prince. Wobei auch dieses Afrikabild schon wieder reines Klischee scheint.

Für die Deutsche ist es ein Schock zu sehen, dass Kojo mit einem falschen Pass reist. Der Film lässt Koje dann wieder als großen Borga nach Ghana zu seiner Familie zurückreisen. Aber sein Geld bringt dort kein Glück und die Forderungen sind wie ein Fass ohne Boden, was Kojo in Deutschland wiederum Probleme bereitet. Das kann nicht ewig so weiter gehen, irgendwann ziehen Autor und Regisseur die Reißleine und zurren den Film zu einem Happy End mit eigenem Haus für die Familie von Kojo fest. Insofern kann man das Kino dann doch zufrieden verlassen.

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