Halloween Kills

Die Schattenseite der Provinz

David Gordon Green schildert in seinem Film nach dem Drehbuch von John Carpenter das Provinzkaff Haddonfield in Illinois in einer Art TV-Realismus, egal ob 1978 oder heute, so glaubwürdig, dass schnell klar ist, dass etwas fehlt, dass Provinz ein grundsätzliches Defizit hat.

Dieses Fehlende, dieses Vakuum wird von Horror ausgefüllt. Insofern ist das Horror-Spektakel von Anfang an fesselnd mit Veankerung in einem glaubwürdigen Humus, also nicht Horror um des Horrors willen, auch wenn gegen Schluss hin das Tempo etwas hätte angezogen werden können und besser nicht so gedrosselt.

Egal, Michael Myers ist die böse Figur, die schon 1978 an dem Ort blutiges Aufsehen erregt hat. Und weil ein junger Polizist es damals übetrieben fand, ihn zu töten, bleibt Meyers am Leben. Wobei der Spuk selbst vermutlich so unsterblich ist wie die Provinz.

Der Film macht einen Sprung ins heute, Halloween. In der Dorfkneipe erinnert einer mitten in der Partystimmung an die Mörderei von damals, regt eine Gedenkminute an. Kurz darauf geht es los.

Meyers taucht wieder in seiner Maske auf und metzelt gleich die Bewohner einiger Nachbarhäuser nieder. Gespart wird dabei nicht an Blut, an Messerstichen oder Augen werden von Hand ausgedrückt. Aber der Horror-Exzess geht nie so weit, dass der Zusammenhang zum Provinzort vergessen ginge.

Der Film schaut zwischendrin in der Klinik vorbei, in der Polizeistation, in der Psychiatrie, bei jüngeren und älteren Menschen, die sich gruppieren und oft dummerweise sich wieder trennen, wo doch ganz offensichtlich überall Gefahr lauert.

Die Menschen rotten sich zusammen, je blutiger die Spur wird, die Meyers in seiner grandios künstlerischen Maske und physischen Reglosigkeit hinterlässt, immer mehr Leute strömen zur Polizeistation, in die Klinik, man sieht die Ortschaft förmlich wachsen, überquellen und fragt sich, wo die alle herkommen.

Der Gedanke der Selbstjustiz greift um sich, da der Polizeichef nach herkömmlichen Methoden arbeiten will. Die Menschen bewaffnen sich mit Messern, Baseballschlägern, mit Mistgabeln oder was immer sie greifen können.

Aber dann lässt sich der Film wieder Zeit für das traute Heim zweier Männer. Es ist insofern wichtig, als hier die Szenen stattfanden, die am Anfang des Filmes spielten; Einheit von Horror und Ort und hierbei könnte man die Zeit beifügen, da die ja in der Provinz bekanntlich stehenbleibt, wodurch wiederum garantiert ist, dass ihr auch der Horror nicht verloren geht – und den Zuschauern womöglich eine Fortsetzung winkt. Auf die Provinz ist Verlass.

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