Ice Road

Bald 70

dürfte Hollywood-Action-Star Liam Neeson werden, der in weit über 100 Filmen Millionen Zuschauer fasziniert und begeistert hat. Er ist also nach wie von ein kredittauglicher Name, was die Finanzierung von Filmen betrifft.

Das Hauptpfund, mit dem ein Action-Star üblicherweise brilliert, ist sein Körper, und an diesem zehrt der Zahn der Zeit. Es geht also darum, da er ja nicht plötzlich das Fach wechseln kann, für ihn Stoffe zu entwickeln, in denen er altersgemäß Action bieten kann, die das Publikum nach wie vor fesselt.

Genau dieses Bemühen sieht man dem Film von Jonathan Hensleigh (Buch und Regie) an. Ihm scheint ein Missverständnis zugrunde zu liegen: dass für Neeson vor allem Action geschrieben werden muss, also Action um der Action willen. Wobei das meiner Ansicht nach ein Trugschluss ist.

Je älter der Star wird, desto mehr sollte er mit der Möglichkeit der Action wuchern, im Bewusstsein des Zuschauers damit spielen, dass er jederzeit, wo und wenn immer Gefahr ist, zuschlagen könnte.

Jonathan Hensleigh macht es gerade andersum. Er begnügt sich mit dürftigstem Storytelling, so dass wohl wegen der Story kaum einer extra ins Kino gehen dürfte. Diese wird mit kalter Nadel nur zu Faden geschlagen. Der Zuschauer weiß vom Titel her, dass die Hauptattraktion die Fahrt mit einem schweren LKW auf einer sogenannten Ice-Road sein würde, einer Piste auf einem zugefrorenen See.

Der Autor macht sich gar nicht erst die Mühe, der Empathie des Zuschauers eine Andockstelle zu bieten. Er geht vielleicht davon aus, dass das selbstverständlich der Star sein wird. Auch dessen Geschichte wird mehr der Form halber skizziert.

Der Film fängt nicht mal mit ihm und seinem Problem mit seinem behindert wirkenden Bruder Gurty (Marcus Thomas) an. Mit ihm wird ein kleiner zeitgeschichtlicher Bezug hergestellt, indem er ein Irakkriegsgeschädigter ist; aber immer noch ein hervorragender Automechaniker.

Der Film fängt mit Bergarbeitern in einer Diamantmine in Manitoba an, die unter Tage eingeschlossen sind. Diese Figuren bleiben Funktionsfiguren, nicht eine, bei der man emotional andocken würde. Das wirkt mehr wie ein Fachvortrag im Rahmen einer Katastrophenübung, wie überhaupt die Action durch das mangelhafte Storytelling etwas Kataloghaftes hat. Dafür ist die Action allerdings wieder nicht gut genug, um an einer Action-Film-Neuigkeiten-Messe Aufsehen zu erregen.

Der Film fällt auf durch die Diskrepanz zwischen Action-Absicht und mangelnder Spannung. Mit der Figur Tantoo (Amber Midthunder) bedient der Film immerhin noch eine andere löbliche Absicht, auf das Problem der indigenen Bevölkerung aufmerksam zu machen. Tantoo hat protestiert wegen einem Parkplatz, der ihrem Stamm weggenommen wurde; darauf angesprochen meint sie, es gehe nicht um einen Parkplatz, es gehe um den ganzen Norden. Dieser Satz erweist sich als der brisanteste des ganzen Filmes, stellt manche Besitzstandsgewissheiten in Frage, ist dadurch explosiver als die Action, auch die mit Dynamit, die dagegen ein kleiner Knallfrosch bleibt im Rahmen der sonst ordentlichen Belanglosigkeiten. Denn auch das ganze Drumherum um die Bergwerkkatastrophe ist auf dünnstem Klischeeniveau mägerst nur angeführt. Die erzählt von korrupten Menschen, denen Menschenleben egal sind.

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