Deutsches Hygienekino,
das sich selbst für eine Komödie hält (Schamhaarausfall, Prostata, Viagra, Cunnilingus, Kugel im Analbereich, Masturbation; Hintern wie Fleischbällchen).
Dieses Defizit versucht der Film auszugleichen mit toll geschminkten Schauspielern, penetranter Werbeästhetik, die Subtilität verachtet, Darmgeräuschen noch und nöcher auf der Tonspur und einem nicht üblen Branding-Placement von REWE. Man möchte Jürgen Vogel gerne mal bei REWE begegnen. Er trägt das Emblem auf einer Jacke, weil er etwas mit Sport zu tun hat. Das passt zum Image von beiden, vom Laden und vom Star.
Der Film stammt von Florian Gallenberger, der mit Jochen-Martin Gutsch auch das Drehbuch nach dem Bestseller von Maxim Leo geschrieben hat. Dem Film dürfte es an Bestseller-Qualitäten fehlen.
Das Buch handelt von einem Autor in der Midlife-Crisis. Den Autor spielt Christoph-Maria Herbst als einen zerrissenen. Nach seinem Hit hat er nichts Brauchbares nachgeliefert. Die Kinder wachsen in die Pubertät, da beginnen gerne die Elternbeziehungen zu kriseln, obwohl der Film auf diesen Zusammenhang nicht hinweist.
Es rührt sicht nicht mehr viel zwischen dem Autor und seiner Ehefrau Christiane Paul. Sie ist oder war Schauspielerin, es gibt eine Szene mit ihr im Synchronstudio. In Paul wiederum verliebt sich unbegreiflicherweise ein Ruben (Nicola Perot); sie gesteht es ihrem Mann. Der will die Trennung, den Kindern gegenüber wird erklärt, es sei nur eine Phase.
Später wird ihr Mann einen ebenso unbegreiflichen Seitensprung mit der Lehrerin der Tochter (Jytte-Merle Böhrnsen) erleben.
Da es sich um einen Hygienefilm für Midlife-Männchen handelt, der zudem versucht, sich lustig über deren Problemchen zu machen, bleibt wenig fürs Storytelling.
Das Paar trennt sich auf Zeit. Diese wird filmisch überbrückt mit Disko, Geburtstagsparty oder Analuntersuchung und Jürgen Vogel liegt mit Dingern wie Pestbeulen im Spital, weil er Viagra nicht vertrage.
Manchmal klüngeln ein paar Midlife-Männchen in der Kneipe. Vielleicht spricht der Film Midlife-Frustis an. Es sei ihnen unbenommen. Ein Film von kürzester Halbwertszeit von dem einst hoch gelobten Jungfilmer Gallenberger, schon nach drei U-Bahn-Stationen nach dem Kino nur noch mühsam wieder hervorzukramen und ein weiteres Beispiel dafür, was im deutschen Kino Gremienkompatibilität (gar Gremieninfantilität?) zu bedeuten hat. Degetos Hygienebooklet.