Dear Future Children

Vergeblich

Die Proteste in Hongkong waren vergeblich. 2020 wurden dort chinesische Sicherheitsgesetze eingeführt, die den Protesten den Zahn ziehen: die Demonstranten sind im Gefängnis, außer Landes oder verhalten sich unauffällig, machen sich unsichtbar.

Das ist ein unerwartet schmerzlicher Höhepunkt in diesem 3-zopfigen Dokumentarfilm von Franz Böhm: die Erkenntnis der Vergeblichkeit der Proteste in Hongkong zu tristen Regenbildern und auf der Tonspur geschildert von seiner Hongkong-Protagonistin Pepper.

In Nigeria ist die Klimaaktivistin Hilda Böhms Hauptdarstellerin. Sie liefert mit ihrer emotionalen Rede auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen einen anrührende Episode. Hilda ist selbst betroffen von der Klimakatatrophe; die Farm ihrer Eltern wurde weggespült von Hochwassern, die dem Klimawandel zuzuschreiben sind. Hilda ist pessimistisch, es passiert gar nichts auf den Konferenzen außer Ermutigungen oder man lobt die Inspiration.

In Chile führt die rothaarige Rayen durch den revolutionären Bilderbogen; auch hier ist deprimierend, dass die Verfassung immer noch von Pinochet stammt und wie die Polizei Demonstranten erbarmungslos mit Wasserwerfern und Tränengas attackiert; hunderte von erblindeten oder angeschossenen Demonstranten sind das Resultat.

Auch in Chile ist kein Optimismus angebracht: der Graben zwischen Arm und Reich wird größer statt kleiner.

Der Film ist eine Melange aus einem Zusammenschnitt von einer ganzen Menge Sensations-News-Archiv-Footage von blutigen Demozusammenstößen, von Impressionen aus den Orten der Protagonistinnen; auch begleitet der Dokumentarist sie bei ihren Aktivitäten, Demo-Strategie in Hongkong, Ramadama in einem Fluss in Nigeria und so etwas wie Klatschkolumne aus Chile, wie seine Aktivistin die hinterbliebene Familie eines Todesopfers einer Demo besucht.

Manchmal sind die Schnitte zwischen den Ortswechseln verwirrend, noch glaubt man in Chile zu sein, ist aber bereits wieder in Hongkong.

Das Wesentliche sind die Erzählungen der Protagonistinnen, die am konzentriertesten als Podcast Verwendung finden könnten (womöglich unter Weglassung der Befindlichkeitsstatements) und die hier über die gelegentlich etwas zufällig wirkenden Bildmontage gesetzt werden.

Ein Problem bei so einer Dokumentation ist, wenn sie zuviel Newsfootage einsetzt, dass das schnell von den Zeitläuften überholt ist, wenn es nicht in einen Doku(hi)story-Zusammenhang eingefügt wird, was hier nicht der Fall ist.

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